report-D | 27. August 2019

Düsseldorf: Lebende Skulpturen klagen den Umgang mit Obdachlosen an

Gegen Diskriminierung und für Toleranz - davon träumen viele Obdachlose

Von den Sockeln geklettert erzählten im anschließenden Pressegespräch viele der fiftyfifty-VerkäuferInnen, wie sie ausgegrenzt und sich oft von den Mitarbeitern des Ordnungs- und Service Dienstes schlecht behandelt fühlen. Dirk, der seit einigen Jahren auf der Straße lebt, wurde von zwei OSD'lern aus einer öffentlichen Toilette gezerrt, seine Sachen durchsucht und in den Dreck geschmissen. Kö-Peter hört von vielen Obdachlosen, wie sie von ihren Lagerstätten vertrieben werden und die OSD'ler dabei menschenverachtend vorgehen. Er hat Thomas Geisel damals bei seinem Wahlkampf unterstützt, doch auf Hilfe gegen seine Mitarbeiter wartet er vom Stadtoberhaupt bisher vergebens. Gisa, die an einem Methadonprogramm teilnimmt, berichtet von Vertreibungen, nur weil sie sich mit Gleichgesinnten an öffentlichen Plätzen trifft. Alle stellen die gleiche Frage: „Wer schützt uns vor Menschen in Uniform?“

Gericht weist OSD in die Schranken

Dass die Mitarbeiter des OSD oft über das Ziel hinausschießen haben die Streetworker von fiftyfifty anhand verschiedener Vorfälle dokumentiert. Im Februar waren sie mit vier Fällen an die Öffentlichkeit gegangen, bei denen sich zwei OSD'ler aus Sicht der Obdachlosen besonders durch Schikane hervorgetan hatten. Die Stellungsnahme der Stadt zu alle vier Fällen beschied den Mitarbeitern ordnungsgemäßes Vorgehen. Das sah das Gericht anders, denn nach abgelehnten Einsprüchen gegen die Bußgeldbescheide beschritten die Obdachlosen mit Unterstützung von fiftyfifty den Rechtsweg. Die Verfahren wegen eines beschlagnahmten Hundes, das angeblich aggressive Betteln auf dem Weihnachtsmarkt, lagern im Hofgarten und auch gegen einen Streetworker wurden von Richtern eingestellt. „Unsere Rechtsauffassung wurde in unterschiedlichen Fällen vom Amtsgericht Düsseldorf bestätigt“, sagt Julia von Lindern, Sozialarbeiterin bei fiftyfifty. „Wir fordern die Stadt nun auf, die Straßenordnung endlich anzupassen und den § 6 der Düsseldorfer Straßenordnung ersatzlos zu streichen.“

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Hubert Ostendorf erklärt die Aktion auf dem Rathausplatz

Ist Straßenordnung zeitgemäß?

Die Forderung der Obdachlosen und der Streetworker ist die Überarbeitung der Straßenordnung der Stadt Düsseldorf, die Grundlage für das Handeln des OSD ist. Aus Sicht von fiftyfiftyzielt die Straßenordnung darauf ab, gesellschaftlich angeblich unerwünschte Personen durch Bußgelder von öffentlichen Plätzen fernzuhalten und die zunehmende Armut weniger sichtbar zu machen.

“Die Kunstaktion ist ein Protest gegen Willkür und Vertreibung. Es ist beschämend für die Kunststadt Düsseldorf, dass obdachlose Menschen, wenn sie Teil einer Kunstaktion mit einem berühmten Künstler wie etwa Thomas Struth sind, höchste Anerkennung erfahren, ansonsten aber Vertreibung, Missachtung, Diskriminierung und sogar Kriminalisierung”, so fiftyfifty-Geschäftsführer Hubert Ostendorf, der die Idee zur Aktion auf dem Rathausplatz hatte.

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