"Wir haben die Reißleine gezogen" Seit fast 20 Jahren arbeitete die Obdachlosen-Initiative "fiftyfifty" mit den Armen Brüdern des heiligen Franziskus zusammen. Jetzt wurde die Kooperation beendet, weil die Brüder Geld verzockt haben.
"Kein Telefon steht mehr still", sagt Hubert Ostendorf, Initiator der Obdachloseninitiative "fiftyfifty". Das Straßenmagazin würde immer wieder mit den umstrittenen Geldanlagen der Sozialwerke der Ordensgemeinschaft der Armen Brüder in Verbindung gebracht. Wie berichtet bangt der Orden nach der Pleite der Infinus-Finanzgruppe um 7,2 Millionen Euro.
Ein Assistent von Künstler Markus Lüpertz, der "fiftyfifty" seit Jahren unterstützt, sei beim Verein reingeschneit, habe sich wort- und gestenstark darüber erkundigt, wie man so viel Geld versenken kann, erinnert sich Ostendorf. Eine Spenderin habe ihr Testament aufgrund des Finanzskandals zurückgezogen.
"Viele Künstler wollen uns ihre Werke nicht mehr geben, die Leute kaufen die ,fiftyfifty' immer weniger." So kann es nicht weitergehen, sagt Ostendorf. "Wir mussten uns als Team zusammensetzen und als Team entscheiden", ergänzt Sozialarbeiter Oliver Ongaro.
Eine persönliche Entscheidung
Die Entscheidung – sie ist die Aufkündigung der 18 Jahre dauernden Kooperation des Obdachlosenvereins Asphalt, der die Straßenzeitung "fiftyfifty" herausgibt, mit den Sozialwerken der Ordensgemeinschaft. Die Entscheidung – sie ist auch eine persönliche.
Denn Bruder Matthäus, Vorsitzender der Sozialwerke, und Hubert Ostendorf, Geschäftsführer von Asphalt, sind gut befreundet. "Er ist immer für mich da gewesen", sagt Ostendorf, "für mich ist das richtig schwer". Und dennoch: "Dieser Schritt war notwendig."
Noch im Januar habe der Verein Asphalt eine sechsstellige Spendensumme an die Sozialwerke überwiesen. Geld, um das jetzt das ganze "fiftyfifty"-Team bangt. Insgesamt seien in den vergangenen Jahren etwa 20 Millionen Euro an Spenden vom Obdachlosenverein an die Sozialwerke gegangen.
Imageschaden abwenden
Sieben Häuser für Wohnungslose sind durch diese Kooperation entstanden. "Alle Spenden, die wir gesammelt haben, sind auch in diese Häuser geflossen", betont Ostendorf. "Wir fragen uns dennoch, ob wir um die Früchte unserer Arbeit betrogen worden sind."
Es gehe jetzt vor allem darum, einen Imageschaden weiter abzuwenden. In der nächsten Ausgabe der "fiftyfifty", die am 26. Februar erscheint, wird deshalb statt des üblichen Vorworts eine Zusammenfassung der Situation dargestellt werden. "Die Reißleine", meint Ostendorf, habe man mit der Aufkündigung der Zusammenarbeit bereits gezogen.
"Aber die Tür ist nicht auf ewig zugesperrt." Was nötig wäre für eine erneute Kooperation zwischen dem Verein Asphalt und dem Orden? Ostendorf: "Wir fordern eine lückenlose Aufklärung und personelle Konsequenzen."