Fiftyfifty: Ärzte helfen Unversicherten
Ein Besuch beim Kinderarzt ist für Ana-Maria Iordan und ihre einjährige Tochter Rebecca nicht selbstverständlich. „Wir haben beide keine Krankenversicherung“, sagt sie. Den Besuch beim Kinderarzt organisiert sie über die Sozialarbeiter des Straßenmagazins Fiftyfifty. Hier hat man das Phänomen der EU-Armutsmigration früh erkannt. Seit 2010 gibt es dort das Projekt „eastwest - Auswege statt Ausgrenzung“, das vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW über drei Jahre mit 150 000 Euro gefördert wird. Die medizinische Versorgung sei teilweise katastrophal, stellt die Diplom-Sozialpädagogin und Koordinatorin Julia von Lindern fest: „Viele Menschen aus den neuen EU-Beitrittsländern haben keine Krankenversicherung. Das führt dazu, dass ganze Familien, also auch die Kinder, nicht zum Arzt gehen können.“ In Düsseldorf kenne sie rund 1000 Erwachsene, hinzu kämen deren Kinder. „In unseren Beratungszeiten sind es wöchentlich rund 20 Menschen, die anfragen, weil sie keine Krankenversicherung haben.“ Um einen Teil der Not abzufedern, wurde ein Netzwerk von Medizinern installiert, die diese Menschen behandeln. Allgemeinmediziner, eine Gynäkologin, zwei Kinderärzte und ein Zahnarzt helfen unbürokratisch und ehrenamtlich. „Wir sind trotzdem überfordert. Allein für Medikamente und Sachkosten fallen 3000 bis 4000 Euro monatlich an“, sagt Sozialarbeiter Kai Ansorge. „Das kann unser Verein nicht mehr aufbringen.“ Gespräche dazu mit Verantwortlichen in der Stadt seien „bislang schwierig“. Es herrsche Unsicherheit. Umso deutlicher ist der Appell der beiden Sozialarbeiter. Julia von Lindern: „Wir möchten, dass die Stadt sich kümmert, ein gutes Beispiel ist da Münster.“
Für die Menschen, die in Düsseldorf gemeldet seien und deren Kinder hier zur Schule gehen, ist Fiftyfifty oft die einzige Anlaufstelle. „Es sind keine klassischen Obdachlosen. Menschen aus Rumänien, Bulgarien, oft auch Roma, hoffen auf eine bessere Zukunft, haben aber keinen Zugang zum Arbeitsmarkt oder Anspruch auf Hilfe“, beschreibt die Sozialpädagogin ihre Erfahrungen aus dem Beratungsalltag.