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Rheinische Post | 11. Mai 2012

Fiftyfifty zeigt Roma-Porträts

AUSSTELLUNG - Vier Fotografen beschäftigen sich mit dem Leben der Roma. Unter dem Titel "Rom heißt Mensch" zeigen die Künstler zurzeit ihre Arbeit in der Galarie der Obdachlosenhilfe. Die Besucher sehen eine neue Seite der oft "Zigeuner" genannten Einwanderer aus Osteuropa.

Eller - Sie stehen vor Supermärkten, ziehen durch die Altstadt und verkaufen die Obdachlosenzeitung Fiftyfifty: Sinti und Roma aus Osteuropa. Eine Ausstellung in der Galerie der Organisation Fiftyfifty möchte eine andere Seite der aus Osteuropa eingewanderten Menschen zeigen - nämlich, dass die Roma ein Volk sind, das großen Wert auf Familienleben legt und mit Vorurteilen kämpfen muss.

Der Düsseldorfer Werbefotograf Thomas Rüsenberg kennt die Vorurteile der Menschen gegenüber den Roma und macht dieses Thema zum Motiv seiner Bilder. Er fotografiert einige Roma vor einem Wohnwagen sitzend. Schaut der Betrachter die Bilder genauer an, erkennt er, dass der Wohnwagen immer das gleiche Fahrzeug ist, nämlich Rüsenbergs eigenes Gefährt.

Motive spielen mit Klischees

"Dass Roma immer auf Reisen sind, ist ein Klischee", erläutert Rüsenbergs Kollegin Katharina Mayer. Auch der Platz, auf dem der Wohnwagen steht, dürfte den Galariebesuchern bekannt vorkommen: Die Fotosession fand direkt vor dem fiftyfifty-Gebäude statt. Denn die Roma-Models gehören zum Verkäufer-Team der Obdachlosen-Zeitung, ohne selbst obdachlos zu sein. Katharina Mayer fügt der Ausstellung ein Großformat hinzu, dessen Aufnahme recht abenteuerlich war. Die Fotografin wollte mehrere Roma-Frauen in ungewöhnlicher Kulise zeigen und lieh sich für die Durchsetzung ihrer Idee ein Schlauchbott. Dieses ließ sie zu Wasser im Kö-Graben, während die Roma auf den Kö-Brunnen kletterten. Obwohl das Bott schwankte, zeigt das Foto die Roma von einer ungewöhnliche Perspektive aus. Die jungen Frauen und Kinder hatten offensichtlich viel Spaß an der Session an der Königsallee.

Auch Elisabeth Walldorf machte ihre Aufnahmen in der Stadtmitte. Die Absolventin des Instituts für Design an der Luisenstraße besuchte für eine Prüfungsarbeit einige Roma-Familien in ihren Wohnungen in der City. "Parallelwelt" nennt Walldorf ihre Fotoserie. "Wer die Roma beim Verkaufen der Fiftyfifty-Zeitungen sieht, kann sich kaum vorstellen, wie sie wirklich wohnen und leben", sagt die junge Kommunikationsdesignerin. Roma legten viel Wert auf Wohnungseinrichtungen und mögen es eher bunt. "Die Tapeten sind in hellem Rosa, Lila und Grün gestrichen", sagt Walldorf, die von den Roma sehr gastfreundlich aufgenommen wurde. Der Fotograf Lucian Spatariu ist vor zwei Jahren aus Rumänien nach Berlin gezogen. Als er noch in seinem Heimatland lebte, besuchte er ab 2004 eine kleine Roma-Familie in einem Dorf der rumänischen Region Banat. Die Mutter hatte mit einem ihrer Söhne das Haus verlassen, um in Deutschland ihr Glück zu finden. Der Vater, ein Hufschmied, blieb mit zwei weiteren Söhnen zurück. Spatariu dokumentierte mit seiner Kamera den Verfall dieser Familie. So erwecken die ersten Bilder den Eindruck einer idyllischen Kindheit auf dem Lande: tobende und spielende Jungs in der Natur. Später gemachte Fotos zeigen die zehnjährigen Brüder beim Zigarettenrauchen in einem völlig verwahrlosten haus. Zum letzten Mal wollte Spatariu im Jahr 2010 die Familie besuchen. "Doch der Vater war Alkoholiker geworden und gestorben", sagt er. "Die Söhne hatten das Haus verkauft und das Dorf verlassen."

Fiftyfifty sichert Lebensunterhalt

Es gebe viele ähnliche Schicksale in Rumänien, sagt Hubert ostendorf, Geschäftsführer der Organisation fiftyfifty. Wegen Armut und Diskriminierung wandern viele Roma nach Deutschland aus. "Aber ihre Situation in Deutschland ist schwierige", sagt Ostendorf. Roma bekämen weder Arbeitsgenehmigung noch Sozialhilfe, da Rumänien noch in der EU-Übergangsfrist sei. Durch den Verkauf der "Fiftyfifty" unf mit etwas Wohngeld sichern Roma ihren Unterhalt.

Einige Roma würden kriminelle Energie entwickeln, räumt Ostendorf ein. Er betont aber, dass Fiftyfifty dafür sorgt, dass alle Roma-Kinder in Düsseldorf zu Schule gehen. So haben sie eine Chance, den Teufelskreis aus Armut und Diskriminierung zu verlassen.