Bei Wind und Wetter auf der Straße
Mihhaila Ana hofft auf eine bessere Zukunft
Dinah Büssow
Eller. Bei diesen Temperaturen geht man am besten gar nicht vor sie Tür. Mihhaila Ana hat keine Wahl. Ihr Arbeitsplatz ist die Straße. Vor einem Supermarkt an der Jägerstraße verkauft sie das Straßenmagazin fifty-fifty-bei jedem Wetter. Sie ist warm angezogen, trotzdem friert sie. Ana kommt aus Rumänien im September ist sie mit ihrem Mann und ihrem 12-jährigen Sohn nach Düsseldorf gezogen. Sie sind Roma. In Rumänien ging es ihnen nicht gut. Sie haben auf der Straße Obst verkauf, konnten kaum davon leben. Unterstützung vom staat gab es auch nur sehr wenig. "Ich habe gehofft, dass die Zukunft hier besser wird," sagt Ana, die in Düsseldorf vor drei Monaten ihr zweites Kind zur Welt gebracht hat. Weil Ana nicht krankenversichert ist, soll sie 3000 Euro für die Entbindung ihrer Tochter zahlen - Geld, das sie nicht hat und in absehbarer Zeit auch nicht verdienen kann. Ana bekommt keine Arbeitserlaubnis. Grund ist die Übergangsregelung, die die EU für die neuen Mitgliedsstaaten vorschreibt. Weil Ana und ihr Mann keine Arbeiterlaubnis bekommen, können sie sich auch nicht krankenversichern. Ein Teufelskreis. Ana lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Wohnung. Vom Staat bekommen sie keine Unterstützung. Um die Miete und ihren Lebensunterhalt zu bezahlen, verkaufen sie und ihr Mann das Straßenmagazin. sie wechseln sich damit ab. Einer muss Zuhause bleiben, sich um das Baby kümmern. Ihr Mann steht oft sechs oder sieben Stunden am Tag in der Kälte, je nach dem, ob es gut läuft oder nicht, verdient er dabei zwischen 30 und 50 Euro. Etwa 400 fifty-fifty-Verkäufer gibt es in Düsseldorf, 150 von ihnen kommen aus Rumänien. Ana spricht kein Deutsch. "Guten Tag" und "Danke" kann sie sagen. Für den Verkauf der Zeitungen reichen ihre Sprachkenntnisse. "Viele junge Leute sprechen ja auch Englisch", sagt die 30-Jährige, die sich trotz Kälte nicht beklagt. "Die Leute vor dem supermarkt sind freundlich zu mir", erzählt sie. Eine Frau habe ihr sogar einen Gutschein für eine Drogerie geschenkt, damit sie Babysachen kaufen könne. Manchmal bringen die Passanten einen heißen Kaffee, gerade wenn es so bitterkalt wie jetzt ist. Vielleicht hat Ana einfach Glück oder sie spricht nicht über schlechte Erfahrungen. Fifty-fifty-Mitbegründer Hubert Ostendorf hingegen redet darüber, denn er hat schon oft miterlebt, dass Roma diskriminiert werden, so erst kürzlich: "Mein Sohn hat einem Roma-Mädchen sein Fahrrad geschenkt. Er ist vier Jahre damit gefahren. Das Mädchen nur vier Tage, dann hat die Polizei es ihm weggenommen, weil sie meinten, sie habe es gestohlen," ärgert sich Ostendorf.