Promis lesen für fiftyfifty
In einer Woche wurden bereits mehr als 1000 Exemplare des Hörbuches "fifty-fifteen-Das verlorene Ich" verkauft. Bekannte Musiker und Schauspieler, Stadtgrößen und Künstler haben den Geschichten ihre Stimmen geliehen.
Mit dem Hörbuch "fiftyfifteen-Das verlorene Ich" hat die gemeinnützige Organisation fiftyfifty einen Coup gelandet: "Seit einer Woche ist die CD nun im Verkauf, und 1000 Exemplare sind schon weg", berichtet Hubert Ostendorf, Geschäftsführer von fiftyfifty. Damit keine Engpässe entstehen, wurden jetzt 2000 weitere Hörbücher in Auftrag gegeben.
Zum 15-jährigen Bestehen hatte das Straßenmagazin fiftyfifty die Hörbuch-CD zusammengestellt. Texte von Obdachlosen, einer aus jedem Jahr des Bestehens, wurden von Prominenten wie Sönke Wortmann oder dem Gitarristen der "Toten Hosen", Breiti, gelesen. Der Cellist Thomas Beckmann sorgt mnit Stücken von Johann Sebastian Bach für die musikalische Untermalung, und auch Fußball-Legende Thomas Allofs gab sich die Ehre.
Viel ehrenamtliche Hilfe
"Ohne die ehrenamtliche Mitarbeit von so vielen Menschen, hätten wir das Ganze gar nicht verwirklichen können", sagt Ostendorf. Die Aufnahmen wurden von Antenne Düsseldorf gesponsert. Das Layout für das Booklet wurde von Design-Studenten der Fachhochschule beigesteuert.
Die Texte, die von den Wohnungslosen verfasst wurden, spiegeln viele Emotionen wider: Von frech über ironisch bis traurig ist alles dabei. "Außerdem", erklärt Ostendorf, "wird bei jedem der ausgewählten Texte ein hoher literarischer Anspruch erkennbar."
Einer der Texte heißt "Ich bin Luxus". Er stammt von Björn, der seit 1996 das Magazin auf der Straße verkauft. Seine Partnerin Mini hat er dabei auch kennengelernt. "Björn ist von seinen Texten selbst nicht überzeugt, deshalb muss ich sie heimlich weiterreichen", verrät Mini. "Bei der Geschichte geht es um meine Zeit im Gefängnis", sagt Björn. Für ihn ist Schreiben eine Art Selbstreflexion. Sönke Wortmann hat Björns Text seine Stimme geliehen und "er hat das gut gemacht", bestätigt der Autor.
Mini ist seit 2001 bei fiftyfifty als Verkäuferin dabei. Für sie bedeutet das aber viel mehr als nur Geld verdienen: "Es gibt mir Selbstvertrauen, und ich verstehe mich wieder als Teil der Gesellschaft." Dem pflichtet Ostendorf bei: Es gehe bei der Arbeit darum, unterschiedliche Gesellschaftsschichten einander näher zu bringen. Die Obdachlosen seien für viele inzwischen zum Kummerkasten geworden. Nicht wenige Menschen revidieren ihre Meinung, wenn sie sich mit den Verkäufern unterhalten. "Der Erfolg gibt uns Recht", stellt Ostendorf fest.
Mit der CD, die bei allen fiftyfifty-Verkäufern für fünf Euro erstanden werden kann, soll auch die Wertschätzung für sie gesteigert werden.
von Alina Milewicz