Rheinische Post | 4. Januar 2010

15 Jahre fiftyfifty: Soziales Marketing

Hubert Ostendorf zieht Bilanz: 15 Jahre fiftyfifty. Der 48-jährige diplomierte Religionspädagoge betreut die Obdachlosenzeitung genauso lange, so dass er einen Überblick über anderthalb Jahrzehnte dieser ganz besonderen journalistischen Form von Auseinandersetzung mit Armut hat. Vor 15 Jahren brachte er die Idee aus Hamburg mit. Dort gab es bereits das Straßenmagazin "Hinz und Kuntz", und es war Vorbild für die Düsseldorf-Ausgabe. Nach 15 Jahren hat sie es nun auf eine Auflage von 60 000 Exemplaren gebracht. Obdachlose verkaufen das Blatt und helfen sich selbst damit. In diesen 15 Jahren sei zwar ein beispielloses Hilfswerk entstanden, so Ostendorf, gleichwohl verbreite sich das Elend weiter. Immer mehr Menschen würden, so seine Beobachtung, ins soziale Abseits geraten. Die Hilfe durch fiftyfifty, an der in großen Teilen auch Bruder Matthäus beteiligt ist, reiche dort nicht mehr aus. Gleichwohl bezeichnet Ostendorf fiftyfifty als ein "Paradebeispiel für modernes soziales Marketing." Er ist vor allem den Mitstreitern dankbar: Autoren, die exklusive Artikel schreiben, Künstler, die unentgeltlich helfen. Zum Jubiläum entstehe zum Beispiel eine neue Image-Kampagne, zu der das Plakat einer Studentin gehört, aber auch ein Hörbuch mit 15 Texten von 15 Obdachlosen aus 15 Jahren. 15 Prominente lesen diese Texte vor. Die Hilfe, die mit der Obdachlosenzeitung geleistet wird, ist aber auch preiswürdig: Hubert Ostendorf und Bruder Matthäus wurden vor zwei Jahren für ihr Engagement mit dem Friedenspreis ausgezeichnet. Wie es weitergeht? Ostendorf: "Manchmal sind es kleine Gesten und gute Taten, von denen es noch so viele in unserer Welt gibt, die allen Zweifeln zum Trotz Mut machen und die Menschen ein wenig glücklicher machen."