Neuß-Grevenbroicher Zeitung
Am Freitagabend klingelte es bei der Rechtsanwältin Claudia Canto an der Jan-van-Werth-Straße im Minutentakt. Ihre Kanzlei sollte für einige Stunden zur Galerie werden, genauer gesagt zur fiftyfifty-Galerie. Zu kaufen gab es vor allem Bilder von so prominenten Künstlern wie Günther Uecker oder Jörg Immendorff. Der Erlös kommt Obdachlosen zugute. Insgesamt wurden Kunstwerke für über 17 000 Euro verkauft. Hinzu kommt ein Kaufinteresse an drei weiteren Werken.
Jeder kennt sie, die Obdachlosen, die in den Innenstädten die Zeitschrift "fiftyfifty" anbieten. Neben diesem Printmedium gibt es noch eine Galerie. Zu den Aufgaben von Hubert Ostendorf, Redakteur von "fiftyfifty" und Leiter der Galerie, gehört es auch, Künstler zu animieren, kostenlos Werke für die gute Sache zur Verfügung zu stellen. "fiftyfifty" gibt es jetzt 14 Jahre. "Damals waren vor allem Männer im mittleren Alter von Obdachlosigkeit betroffen. Dann kam eine Welle von Osteuropäern, dann immer mehr jung Leute und auch mehr Frauen", so Ostendorf gegenüber der NGZ. Im Moment sei ein Ansturm aus Rumänien und Bulgarien zu verzeichnen. Aus diesem Grund wird ein Teil des Erlöses auch in diese Länder fließen. Unter den rund 100 Gästen befand sich auch Adriana Tunaru vom Projekt "Queens heart" im rumänischen Barlad. Sie kümmert sich um Kinder und Jugendliche, aufgrund von Geldmangel ist die Arbeit jedoch akut gefährdet. Eine Jugendliche, die von "Queens heart" unterstützt wird, ist die Dana (18) eine talentierte Musikerin, dia am Freitag auf der Querflöte spielte. Franzikanerbruder Matthias - Schirmherr von fiftyfifty - berichtete von der Obdachlosenarbeit. Mit den Erlösen wird ein Heim für chronisch kranke Obdachlose in Düsseldorf gebaut. So sehr diese Menschen vom Schiksal gebeutelt sind, so sehr scheinen die Gäste, die am Freitag zu Claudia Canto kamen, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Schwere Limosinen säumten die Jan-van-Werth-Straße, im Hause Canto machte sich ein gewisser Glamour-Faktor breit. Viele kamen von auswärts, schauten sich bei einem Glas Sekt und klassischer Musik die rund 50 Werke zunächst in Ruhe an. Der aus Büttgen stammende und in Köln lebende Benno Müller vom Hofe, ein ehemaliger Klassenkamerad von Claudia Canto, hatte sich binnen weniger Minuten für ein 3-D-Bild für 350 Euro entschieden. "Der Trinkeraffe" von Jörg Immendorff wurde nach einer halben Stunde mit einem roten Punkt markiert - verkauft! "Uns gefiel das Bild ganz spontan." Dr. Franz-Wilhelm Servaes, der frühere Leiter des Gymnasiums und Ehefrau Inge erwarben einen echten Uecker für sensationelle 98 Euro. Wer nichts Passendes fand, konnte trotzdem mit einem Obolus für die Spardose Gutes tun.