Arge verärgert Arbeitslose
Die Arbeitsgemeinschaft (Arge) wird in einem Protestbrief des Initiativkreises Armut wegen "unhaltbarer Zustände" kritisiert. Sie verweigere Zahlungen, Akten gingen verloren, und zweistündige Wartezeiten seien nicht selten. Die Arge weist die Vorwürfe vehement zurück.
von Uwe Reimann
Jason ist erst sieben Monate alt. Doch der harte Kampf ums Überleben hat für den Kleinen bereits begonnen. Seine Mutter Bianca Engelke ist seit zwei Jahren HartzIV-Empfängerin und ärgert sich massiv über die Düsseldorfer Arge. "Als ich meinen ArbeitslosengeldII-Antrag vor zwei Jahren gestellt habe, hat es ewig gedauert, bis er bewilligt war", erzählt sie. Obwohl sie alle Belege, Papiere und Dokumente gehabt habe, hätte es sieben Monate gedauert, bis sie endlich das Geld erhalten habe. "Oft habe ich nicht gewußt, wie ich etwas zu essen kaufen soll." Erst nach einer Dienstaufsichtsbeschwerde ihres Anwalts sei der Antrag bewilligt worden.
1000 Euro Mietschulden
So wie sie haben etliche der rund 60 000 Düsseldorfer Klienten Ärger mit der Arge. Verzögerte Bewilligungen, nur sehr eingeschränkte telefonische Erreichbarkeit der Arge-Mitarbeiter, verschlampte Akten und immer wieder verweigerte Zahlungen, obwohl die Arge eigentlich zahlen müsse: Der Initiativkreis Armut, in dem rund 20 Organisationen wie die Wohlfahrtsverbände, fiftyfifty und die Armenküche vereint sind, hat deshalb jetzt in einem Protestbrief an die Arge-Geschäftsführung all die Vorwürfe kritisiert und verlangt eine Änderung der "unhaltbaren Zustände".
Als unhaltbar empfand es zum Beispiel Zippo. Der 28-Jährige lebte bei den Eltern, ging in die Lehre, zog zu Hause aus, brach die Lehre ab - und beantragte HartzIV. "Immer wieder kam der Mietzuschuss nicht pünktlich. Außerdem verschwanden meine Akten bei der Arge." Rund 1000 Euro Mietschulden hat er nach eigenen Angaben durch die unpünktliche Zahlung der Miete ansammeln müssen. Arge-Sprecher Jürgen Hennigfeld bestreitet alle Vorwürfe. Natürlich "knarze es mal an der ein oder anderen Ecke". Natürlich seien 34 Stellen in der Düsseldorfer Arge (570 Mitarbeiter) nicht besetzt und "wenn mal jemand zwei Stunden bei dem Sachbearbeiter warten muss, ist das nicht schön, kommt aber eben mal vor".
Vieles habe sich aber seit der Arge-Gründung vor gut drei Jahren deutlich verbessert. Die Erreichbarkeit der Mitarbeiter morgens von acht bis neun Uhr sei gewährleistet. Verzögerte Zahlungen oder verschwundene Akten gebe es nicht.
Da kann Sarah Hofer nur müde lächeln. Die 20-Jährige ist schwanger und HartzIV-Bezieherin. Immer wieder seien die Zahlungen nur tröpfchenweise aufs Konto überwiesen worden. Frühere Mietzuschüsse seien verzögert worden, heute blickt sie auf fast 1000 Euro Mietschulden.
Von den Beratern habe sie ebenfalls wenig Hilfe erfahren. Oliver Ongaro von fiftyfifty, der ihr bei der Arge half, kritisiert:"Sie sagten, sie wollten sich wegen des Folgeantrags in ein bis zwei Wochen melden. Heute, sieben Wochen später, hat sich noch niemand gemeldet."