Auch was Schönes: Ei ohne Likör. Foto: Uzair Ali/Unsplash

Zwischenruf: Alles mit ohne

Darf’s ein Eierlikörchen sein, jetzt zum Jahreswechsel? Das passt nicht zu Ihren guten Vorsätzen? Kein Problem, ich habe auch Likör ohne Ei. Wollte ihn mal testen, nachdem so viel berichtet wurde von dem Fall. Welchem Fall? Na dem Fall vor Gericht. Da warb ein Hersteller für seinen „Likör ohne Ei“. Dagegen klagte der Schutzverband der Spirituosen-Industrie (was es nicht alles für Verbände gibt). Er sagte, die Bezeichnung „Likör ohne Ei“ stelle eine gedankliche Verbindung zu Eierlikör her, die nicht erlaubt sei. Ein Argument, das sich wohl erst nach Genuss einer großzügigen Menge Eierlikör erschließt. Mit dem der Verband in früheren Verfahren aber sogar Erfolg hatte. So verbot ein Hamburger Gericht einem Start-up, für seine „vegane Alternative zu Eierlikör“ zu werben. Wir wissen nicht, womit man die Richter vorher bewirtet hatte. Ihre Kollegen im aktuellen Fall jedenfalls blieben nüchtern und bescheinigten dem „Likör ohne Ei“, rechtlich sauber zu sein – „weil es eben nicht Eierlikör ist“, wie sie mit rührender Geduld erklärten, und die Bezeichnung gerade eine Abgrenzung gegenüber dem Begriff Eierlikör sei. Dieses Problem wäre also fürs Erste ausgestanden. Sollte aber irgendein Start-up auf die Idee kommen, einen „Likör ohne Likör“ zu kreieren, könnte es schnell eng werden. Der Schutzverband und seine hochprozentigen Anwälte sind stets auf Posten.

Abseits solcher Problemzonen ist die Lage komplizierter. Zum Beispiel rollt gerade eine Welle des Wohnungsbaus ohne Wohnungen auf uns zu. Das geht so: Dutzende Kommunen in Deutschland standen kurz davor, leerstehende Kasernen und andere militärische Liegenschaften – fast 200 an der Zahl – zu übernehmen und zivil zu nutzen, vor allem für dringend benötigte Wohnungen. Doch das Ministerium von Boris Pistorius hat alle Zusagen annulliert: Flächen und Gebäude bleiben bei der Bundeswehr.

Hätte man sich denken können. Schließlich gab es in letzter Zeit auch eine auffallende Häufung von Friedenspreisen ohne Frieden. 2024 ging der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Anne Applebaum, deren Rede von Kriegsertüchtigung, Pazifismus-Schelte und „militärischem Sieg“ nur so dröhnte. Der Friedenspreisträger 2025, Karl Schlögel, schloss hier nahtlos an mit seinem vielzitierten Satz vom „siegen lernen“. Dann kam die venezolanische Friedensnobelpreisträgerin Maria Corina Machado, die als erstes „Präsident Trump für seine entscheidende Unterstützung“ dankte. Und 2026 geht der Internationale Preis des Westfälischen Friedens, kein Witz, an die NATO.

Doch vielleicht ein Eierlikörchen? Mit besonderer Empfehlung des Vorsitzenden des Schutzverbandes der Spirituosen-Industrie? Er heißt übrigens William Verpoorten.

 von olaf cless