Der Russe bleibt
In Berlin gab es einen Zwischenfall im Bundestag. Der Bundestag war mehrere Stunden offline. Manche haben gesagt: Es war ne technische Panne. Aber andere: Der Russe! Des war der Russe. Das ist toll, dass wir einen Sündenbock haben - sind wir glücklich. Wenn der letzte Flüchtling unser Land verlassen haben wird: Der Russe bleibt uns.
Wir hatten seit vielen Jahren wieder mal Vogelgrippe. Wo kam sie her? Wer hat sie eingeschleppt? Zugvögel aus Sibirien. Putins biologische Kampfstoffe. In der Ostsee ist der Dorsch-Bestand gefährdet, weil sich die Schwarzmundgrundel epedemieartig dort ausgebreitet hat. Wo kommt sie her? Aus dem Asowschen Meer. Wie? Eingeschleppt in Ballasttanks russischer Containerschiffe. Dreimal hab ich die Angel ausgeworfen; jedes Mal nur son russisches Schnappmaul am Haken.
Der Russe wird aktiv in unsere Wahlkämpfe eingreifen: mit Trollen, Algorithmen und Social Bots. Alle warnen, BKA, der BND, alle sagen: Der Russe will den deutschen Wähler manipulieren. Ha, da brauchen wir doch nicht den Russen dazu. Dafür haben wir den Springer-Verlag. Und Burda mit den ganzen schönen Trockenhauben-Zeitschriften.
Was ist eigentlich aus den Grünen geworden? Grün, das war für meine Generation die Hoffnung - in den 80er Jahren. Als die kamen - schon, um den Dicken (Kanzler Kohl, d. Red.) zu ärgern. Was hat der sich aufgeregt, wenn die im Bundestag … die Männer haben Pullover … mein Gott. Er war immer sauer: „Was die Grünen wollen, das ist eine andere Republik.“ Da sag ich: Ja logisch wollen die eine andere Republik. Deshalb haben wir sie ja auch gewählt. Wir konnten ja nicht ahnen, wie die Grünen mal werden, wenn sie Teil von Regierungen sind. Die Grünen von heute - das ist nur noch FDP mit Fahrrad - die sich für mehr Beinfreiheit der Zwergmanguste einsetzen. Die Grünen sind halt auch älter geworden. Was der Wohlstand aus den Menschen macht. Heute fahren grüne Mütter ihren Nachwuchs im straßentauglich gemachten Soft-Offroader, mit dem Büffelfänger vorne. Könnte ja sein, dass aus der Fußgängerzone mal ein Wisent querschießt. Dann fahren sie weiter zu ihrem Bioladen, ärgern sich, wenn sie nicht direkt vor der Tür einen Parkplatz kriegen, freuen sich dann aber über biologisch korrekt aus China eingeflogene kleine Maiskölbchen, die sie dann glücksbeseelt über die Schwelle ihrer Reihenendhaushälfte im Grünen tragen, an deren Tür neben der Klingel das selbstgebastelte Schild aus Salzteig hängt. „Hier leben, streiten und versöhnen sich der Joshua, die Lotte, die Ursula und der Lutz.“ So geht das nicht. Die Grünen wollten mal die Unbequemen sein.
(Transkript, gekürz, aus: youtube.com)
18.1.26: Urban Priol in der Rheinhausenhalle Duisburg
Verlosung 1 x 2 Tickets
Zur Teilnahme eine E-Mail an: m.risch@fiftyfifty-galerie.de
Urban Priol
… geb. 1961, Kabarettist und Satiriker erlangte durch seine energiegeladenen Auftritte und seine Zeit als Gastgeber der ZDF-Sendung Neues aus der Anstalt große Bekanntheit. Seit den 1980er-Jahren steht er mit politischem Kabarett auf der Bühne und kommentiert mit scharfem Humor das aktuelle Zeitgeschehen. Legendär sind seine Jahresrückblicke TILT! im ZDF. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutscher Kleinkunstpreis, den Bayerischer Kabarettpreis sowie den Deutschen Fernsehpreis.