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Strickbild der Förderpreisträgerin Paula Knaps Loos. Sie liebt die Arbeit mit Textilien, Wandteppichen, Keramikfliesen, Ornamenten aller Art. © Marko Seifert

Kultur

Düsseldorf

 

Fünf Wochen Kunst, Kunst, Kunst

(oc).

Soeben, am letzten Juniwochenende, ist DIE GROSSE angelaufen, die jährliche Große Kunstausstellung NRW Düsseldorf, und das im sage und schreibe 123. Jahr ihres Bestehens seit 1902. In weiteren Zahlen ausgedrückt nehmen diesmal – von 1.052 Bewerber*innen – 107 Künstlerinnen und 70 Künstler teil, von denen das Gros (89) aus der Landeshauptstadt kommt. Hinzu treten noch eine Reihe von Preisträger*innen. Die aktuellen sind Birgit Jensen, 68 (Kunstpreis der Künstler), und Paula Knaps Loos, 34 (Förderpreis). Jensens farbige Landschaften auf Leinwand, inspiriert vom japanischen Holzschnitt des 19. Jahrhunderts, entstehen Schicht für Schicht in einem aufwendigen Siebdruckverfahren, sie sind also „Malerei, ohne dass ich male“. Zum Siebdruck fand die Künstlerin vor über 40 Jahren in Mailand: Ihr Atelier befand sich in einem besetzten Haus, und sie half den Besetzern bei den ersten Plakaten und Flyern. 

29. 6. bis 3. 8., Kunstpalast, Ehrenhof 4-5, Düsseldorf

 

Schlage die Trommel und fürchte dich nicht: Zirkus Upsala

Koffer packen, Fäden spinnen

(oc).

Vielen ist der Zirkus Upsala ein Begriff und in guter Erinnerung von früheren umjubelten Gastspielen nicht zuletzt in Düsseldorf. Vor 25 Jahren begann das Projekt als Straßenkinderzirkus in St. Petersburg. Das ernste soziale Anliegen verband sich mit zu Herzen gehender Artistik auf hohem Niveau. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat ein Teil des Ensembles politisches Asyl in Zeitz (Sachsen-Anhalt) gefunden und setzt mit dortigen Kindern, auch vielen aus geflüchteten Familien, die Arbeit fort. Nun kommen die jungen Künstler*innen zwischen acht und 13 Jahren zu einem von fiftyfifty präsentierten Gastspiel an den Rhein und zeigen zwei fantasievolle Performances aus Zirkus, Theater und Bewegung: Fäden erzählt, wie junge Menschen die Welt wahrnehmen und mit ihr in Beziehung treten. Und in Koffer durchleben sowohl Einheimische als auch Migrant*innen, die ein neues Zuhause suchen, den Wandel in den Städten und die Erfahrungen der jeweils anderen.

12. 7., 18 Uhr, Forum Freies Theater (FFT), Konrad-Adenauer-Platz 1, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211-876787-0, fft-duesseldorf.de

 

Klarer Fall: Der gestrandete Fisch muss ans Meer! Foto: Compagnie les Petits Délices

Sommertheater im Park

(oc).

Was lauscht die Frau da an ihrer Teekanne? Nun, ihr ist in der Küche plötzlich ein Fisch reingesprungen. Kann ja vorkommen, jedenfalls im Kindertheaterstück Maritime aus Belgien, das fast ganz ohne Worte auskommt und Kindern ab 4 Jahren Spaß macht (6. 7.). Genauso wie das Puppentheaterspiel Hans im Glück, dargeboten von der Berliner Zitadelle Puppet Compagnie – das Märchen von einem, der sich mit einem Batzen Gold auf den Weg nach Hause macht und unterwegs allerhand Leute kennen lernt … (13. 7.) Zwei von insgesamt vier Theaterstücken für junge Besucher*innen und ihre Familien, die der Verein akki e. V. im Juli in seiner beliebten Reihe Sommertheater im Park zeigt, jeweils sonntags um 15 Uhr. Regen kann dem Vergnügen nichts anhaben, denn dann wird einfach im Akki-Haus gespielt. Sonst aber heißt es auf der Wiese Platz nehmen, z. B. auf mitgebrachten Picknickdecken, und eintauchen in die Teekannen, äh Geschichten.

Ab 6. 7. immer sonntags 15 Uhr im Südpark hinter der Mitsubishi Electric Halle (Navigationsziel!), Düsseldorf; 10-12 Uhr jeweils Sommertheater-Schnupper-Workshops; akki-ev.de

 

 

Rotterdam

 

Die Habe fest verschnürt: „Bottari Truck – Migrateurs“, 2007, Installation von Kimsooja, Collection Fenix © Titia Hahne

Die große Wanderung

(oc).

Rotterdam hat seit Mai ein neues Museum: das Fenix widmet sich dem großen Thema Migration, und zwar hauptsächlich, indem es entsprechende Kunst zeigt. Seine spektakuläre Architektur macht sich den „San-Francisco-Schuppen“ von 1923 zunutze, eine der größten damaligen Verladehallen der Welt, von wo Millionen von Migrantinnen und Migranten zu neuen Ufern aufbrachen. Mitten hinein haben die Architekten eine nach oben wirbelnde Doppeltreppe aus glänzendem Stahl gebaut, die bis zur Begegnungs- und Aussichtsplattform an der Spitze führt. Ein Raum im Fenix enthält z. B. ein kolossales Labyrinth aus gespendeten Reisekoffern samt zugehöriger Geschichten; in einem anderen sind unter dem Titel The Family of Migrants eindrucksvolle Fotos berühmter wie auch unbekannter Fotografen zu sehen. „In diesem Museum geht es um uns alle“, sagt Anne Kremers, die Direktorin des Hauses. „Wir wollen den Blick auf Migration bereichern, egal woher du kommst.“

Paul Nijghkade 5, 3972 AT Rotterdam; fenix.nl

 

 

Sachbuch

 

Vom (Un-)Wert der Fürsorgearbeit

(hans peter heinrich).

„Care-Arbeit“, die Fürsorge von Menschen für andere Menschen, wird größtenteils von Frauen geleistet. Weltweit arbeiten sie dafür 72 Milliarden Stunden – unbezahlt. Wäre Care-Arbeit entlohnt, würde sie jährlich dreimal so viel umsetzen wie der IT-Sektor, rechnet Oxfam vor. Die Wirtschaft funktioniert nur, weil ständig jemand putzt, kocht, Kinder großzieht, Angehörige pflegt etc. Care-Arbeit ist systemrelevant, ohne dass sie jemals die ihr gebührende gesellschaftliche und ökonomische Anerkennung erhalten hat.

Die in Kopenhagen lebende Gleichstellungsexpertin Emma Holten geht in ihrem Buch der Frage nach, „warum Care-Arbeit seit Jahrhunderten nicht zählt“. Detailliert beschreibt sie, wie schon die frühen Wirtschaftswissenschaften den Wert von Pflegetätigkeiten verkannten, und es bis heute tun. Auf einem freien Markt bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis einer Sache, lautet das Axiom unserer Wirtschaft. Preise drücken den Wert aus. Aber wieviel ist es wert, wenn man sich um seine alte Großmutter oder die Erziehung der Kinder kümmert? Dinge, die keinen Preis haben, gelten als wertlos. Besonders Frauen, von denen drei Viertel der Care-Arbeit geleistet wird, zahlen dafür einen hohen Preis. Emma Holten wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass dies ein zentraler Faktor für die Einkommens- und Vermögensunterschiede von Männern und Frauen ist. Gerade auch in Deutschland ist die soziale Ungleichheit zwischen Männern und Frauen erschütternd hoch: hier „sinkt das Einkommen von Frauen, sobald sie Kinder haben, um 60 Prozent. Das ist der größte Rückgang in ganz Europa.“ Da sie im erwerbsfähigen Alter wegen Care-Arbeit nicht Vollzeit arbeiten können, bleiben Frauen auch im Alter ärmer als Männer.

Emma Holtens sehr lesenswertes, lehrreiches und schon mehrfach preisgekröntes Buch ist ein überzeugendes Plädoyer für eine von feministischer Wirtschaftsanalyse inspirierte Ökonomie, die endlich die Systemrelevanz der Care-Berufe anerkennt, nicht zuletzt auch finanziell.

Emma Holten: Unter Wert. Warum Care-Arbeit seit Jahrhunderten nicht zählt. Aus dem Dänischen übersetzt von Marieke Heimburger. dtv 2025, Hardcover, 228 Seiten, 22 Euro

Gedichte

 

 

Gedichte

 

Stachelfisch und Tintenschwein

(oc).

Schon auf den ersten Seiten dieser kleinen feinen Ringelnatz-Auswahl bekommen wir eine Salve erfrischender Unkorrektheiten geboten – schräge Abzählreime, das Rezept für einen Anschlag auf die elterliche Bibliothek mittels weichen Käses, Freistil-Kindergebete u. a. m. Dann blättern wir durch tierische Episoden, vom Floh bis zum arktischen Volk der Pinguine, und auch die bekannten Hamburger Ameisen treten auf („die wollten nach Australien reisen“), wobei dem Rezensenten hier erst die wirklichen Schlusszeilen des Gedichts auffielen: „So will man oft und kann doch nicht/ Und leistet dann recht gern Verzicht.“ Nicht verzichten sollte man aber auf das Ringelnatz’sche Fußballgedicht, das so anhebt: „Der Fußballwahn ist eine Krank-/ Heit, aber selten, Gott sei Dank“. Es geht hier um eine spezielle Macke: nämlich alles aus dem Weg zu kicken, was auch nur entfernt an einen Ball erinnert. Schlussmoral: „Ich warne euch, ihr Brüder Jahns,/ Vor dem Gebrauch des Fußballwahns!“

Ringelnatz kam 1883 als Hans Gustav Bötticher im sächsischen Wurzen, östlich von Leipzig gelegen, zur Welt. Er flog vom Gymnasium, schaffte knapp die sog. Obersekundarreife und heuerte knapp 18-jährig als Schiffsjunge an. 1909 dann, im Münchner Künstlerlokal Simplizissimus, hatte er seine ersten Auftritte. Nach dem Weltkrieg zog es ihn, nun verheiratet mit Leonharda Pieper alias Muschelkalk, erneut nach München. Seine Jahre als Dichter und reisender Vortragskünstler waren mühsam und entbehrungsreich. Bis ihm die Nazis dann auch noch Berufsverbot erteilten. 1934 starb er – wie 20 Jahre zuvor Christian Morgenstern – an der Tuberkulose. Seine Berühmtheit hat er nicht mehr erlebt, sie kam erst später. – Fortsetzung folgt: Tucholsky!

Joachim Ringelnatz: Überall ist Wunderland. Gedichte. Hrsg. von Andrea Hahn. Reclams Universsal-Bibliothek Nr. 14480, 103 Seiten, 7 Euro

 

 

Wörtlich

„Wir haben heuer mal eine Weltreise gemacht. Aber ich sag’s Ihnen gleich, wie es ist: Da fahren wir nimmer hin.“

Gerhard Polt/Hanns Christian Müller, Da fahren wir nimmer hin. Urlaubsimpressionen, Kein & Aber 2009