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Der Touristenflamenco

 Ein rheinisches Mundartstück von Dieter Süverkrüp (1962)

Also wissen Sie, wie wir neulich in Spanien waren,/ nein, war das schön!/ Ja, mein‘ Frau hatte mir schon jahrelang in die Ohren gelegen./ Jetzt sind wir hin!/ Im Anfang war ein ziemliches Gekrabbel im Autobus./ Aber nach einem Tag,/ als ein paar Fahrgäste wegen der Strapazen ausgefallen waren,/ gab es dann Luft./ Und wie wir an die Grenze gekommen sind:/ Zwei, drei Maschinengewehre standen da rum./ Und so komische Terroreros!/ Naja, ich sage immer: andere Länder, andere Sitten./ Kurze Passkontrolle. Und dann waren wir drin. (…)

Und da kamen Spanier mit Gitarren. Es heißt ja, der einfache Spanier nimmt seine Armut gar nicht so schwer, der ist trotzdem glücklich. Vielleicht weil er es gar nicht anders kennt. Ja, und da sollten wir auch was singen. Ja, was sollten wir singen? Hab’n wir gesungen „Fern bei Sedan“ und „Die Fahne hoch“. An sich ist der Südländer ja sehr gastfreundlich. Gottseidank war gleich Miliz da mit diese komische Hüte. Die sehen ja alle aus wie Armin der Klerusker.

Und dann waren wir noch mal kurz an der Costa Brava. Da war was los! Ein Rummel! Fast nur Deutsche und Franzosen. Das ist ja nix für mich. Aber eins muss man anerkennen: Da gab es Bier! Wir haben ein nettes, also ganz reizendes Ehepaar aus Duisburg kennengelernt. Er ist Zahnarzt. Er sagte mir, es gibt zwei Sorten von Spanier: die Francophilen und die Francophilatelisten. Das kann ja sein. Aber ich kann mich doch nicht auch noch im Urlaub um die Politik kümmern! Och, was der mir alles erzählt hat. Zum Beispiel Garotta. Kennen Sie das? Ich hab immer gedacht, das wär son älteres Musikstück. Nix! Das ist mehr sone Art Daumenschraube, aber für den Hals – und für die Politischen. Ist ja irgendwie unschön. Aber andererseits ist Spanien ja allgemein etwas zurück. Und das macht ja auch für unsereinem die ganze Romantik aus. (…)

Wie wir dann wieder nach Hause fahren wollten/ und ist sitzen schon im Autobus,/ ja, was soll ich Sie sagen, stellen ich auf einmal fest:/ Mein Portemonnaie ist weg!/ Ich frag mein‘ Frau. – Nix!/ Liegengelassen haben konnt ich es nicht./ Blieb nur eins: geklaut. (…)

Und ich hab schon für mein‘ Frau gesagt:/ Nächst‘ Jahr fahren wir wieder im Sauerland! Olé!!!

Dieter Süverkrüp (1934-2025)

Geboren in Düsseldorf, Studium der Werkkunstschule, Brotberuf Werbegrafiker, Gitarrist bei den Feetwarmers, politischer Liedermacher und Mitgründer des pläne-Verlags, Quartett ‘67 mit Degenhardt, Hüsch und Neuss. Ab den 1980er Jahren Rückkehr zur bildenden Kunst. Süverkrüp ist im März in Köln gestorben (siehe auch unser Nachruf in fiftyfifty 4-2024). – Der Touristenflamenco, hier in Auszügen wiedergegeben, entstand aus einer Improvisation zu vorgerückter Stunde in einem Frankfurter Studentenkeller 1962 und kam dann auf Süverkrüps erste LP Fröhlich ißt du Wiener Schnitzel. Man muss ihn sich in rheinischem Slang vorstellen – oder am besten im Original anhören: youtube.com