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Foto: Olli Haas

Schlimmer als Gendern

Humor ist die Königsdisziplin im Klarkommen mit den Problemen der heutigen Welt. Drüber lachen - das muss man können, das muss man wollen. Letztens habe ich ein Graffiti gesehen. Da hat jemand einen sehr schönen Sinnspruch geschrieben.

Mit wunderbaren Buchstaben stand da an einer Wand: „Küssen ist die schönste Art, jemanden zum Schweigen zu bringen.“ Hat aber jemand drunter gekritzelt: „Ein Schlag inne Fresse tut es aber auch.“ Das ist das Deutsche. Bäm. Immer noch miesepetrig einen hinterhersetzen. Dieses Meckern! Meckern bringt nichts. Das ist ineffizient. Würde Meckern etwas bringen: Ziegen hätten alle Nobelpreise gewonnen. Wenn es nach mir ginge, ich würde sagen: „Make Humor great again.“

Denn Humor ist so eine Kraft, so subversiv, so toll. Humor ist ein Wutdrucksenker. Ein einfaches Beispiel. Wenn du dich über deinen Chef ärgerst, dann ärgerst du dich über deinen Chef, ärger, ärger, ärger. Nix passiert, außer, dass du ein Magengeschwür bekommst. Nimm dein Schicksal in die Hand, tu was. In der nächsten Mittagspause gehst du in die Kantine.

Wenn dein Chef da sitzt, dann setzt du dich dazu, lächelst den Chef nett an und sagst ganz freundlich: „Ich wollte immer schon mal wissen: Was machen Sie eigentlich so beruflich?“ Und wenn der Kollege dir auf den Sack geht, dann gehste mal in sein Büro, reißt die Tür auf und sagst: „Kann ich mal kurz stören?“ „Ja, was denn?“ Sagste: „Nix, ich wollt nur auch mal stören.“ Dann gehste wieder raus. Oder dein Partner, deine Partnerin kommt zu dir, sagt: „Du, weißt du, was mir gar nicht passt?“ Sagste: „Ja, Größe S.“

Sprache, Sprache. Sprache ist sehr sehr wichtig. Über Sprache wird auch sehr viel diskutiert in diesen Zeiten. Darf man das sagen? Ja, du darfst alles sagen. Was für ein geiles Land. Du musst nur klarkommen, wenn es Gegenwind gibt. Sprache ist dann gut, wenn sie sich ausdifferenziert. Wenn sie sich reduziert: schwierig. Beispiel: Ich ging letztens über die Straße. Da war ein Teenager-Pärchen, es war schon dunkel, und ich glaube, er wollte eine Art von Galanterie beweisen. Ihr fiel etwas runter und er sagte: „Ey, warte, ich mach dir Lampe.“

… Das hat Walther von der Vogelweide nicht gewollt, das geht besser. Sprache wird sich entwickeln. Aber lasst doch den Furor da raus, dieses Aufregen über Gendern, ich versteh’s nicht. Dann kommt immer dieses Argument, das wäre Sprachverhunzung. Gendern ist mir völlig egal, so lange es Menschen gibt, die gratulieren, dabei sagen: „Herzlichen Glühstrumpf. Zum Burzeltag.“ Da krieg ich Pickel. Sofort. Das ist furchtbar. Das will ich nicht. Die gehen ins Büro mit einem „Schläpptop“. Boah!!! Nur mal so „zum Bleistift“, hahaha, das ist furchtbar.

Warum regt sich keiner auf über Autokorrektur? Die macht was mit Sprache. Letztens habe ich einem Freund geschrieben: „Ich höre gerne Simon and Garfunkel.“ Schreibt der zurück: „Kenn ich nicht.“ Ich denk: Ist der doof, oder was? Ich hab angeblich geschrieben: „Ich höre gerne Simone und Forunkel.“

Warum regt sich eigentlich niemand auf über Gangster-Rapper? Zum Beispiel Gangster-Rapper D-Bo: „Ich lass Nacken knacken. Ich geh nackig kacken.“ Weißte, also wirklich…

Wenn ihr euch über Sprachverhunzung aufregen wollt, dann fangt mal an mit so Begriffen wie kabarett_03 „Kollateralschaden“ für zivile Opfer im Krieg. Der Begriff „Dritte Welt“ ist ein sehr sehr schräger. „Häusliche Gewalt“ - das klingt so nett und gemütlich. Oder: „Beziehungstat“ - für Mord.

 gekürztes Transkript

René Steinberg… geb. 1973 in Mülheim an der Ruhr über sich selbst: Ruhrgebietsmensch, ausgebildeter Germanist, gelerntes Radiogesicht, passionierter Bühnentiger, Autor, Leser, Philantrop, Vater, Erzähler, Beobachter, Zuhörer, Mettbrötchen-, Albert Camus- und Prince-Fan. Mein Professor (früher): „Machen Sie bloß was nebenbei.“ Machte ich - jede Menge. Freie Mitarbeit bei Zeitungen, Jobs bei Eventagenturen, Unitheater, Möbelpacker, DJ, etc. pp. Dank der liebsten Kollegen im Ruhrgebiet probierte ich mich bei verschiedenen Mixshows erstmal auf der Bühne aus und merkte „Joah, … passt. Will ich mehr, immer mehr“. Und das gilt bis heute.

 

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