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Staatspreis NRW für Die Toten Hosen: Sie wurden auch für ihr Engagemnet für fiftyfifty und obdachlose Menschen von NRW-Ministerpräsident Henrik Wüst (2. v.li.) und Wim Wenders (re.) gelobt. (Foto: Hubert Ostendorf)

Staatspreis für Punk & Soziales

(ho). Am Anfang war der Lärm. So lautet der Titel eines Buches über Die Toten Hosen. Und wer hätte am Anfang gedacht, dass die lauten, aufsässigen Punker einmal den Staatspreis NRW bekommen (und annehmen) würden, so, wie zuvor etwa schon Lore Lorentz, Pina Bausch, Walter Dirks, Jürgen Habermas, um nur einige zu nennen. Sowohl Ministerpräsident Henrik Wüst als auch Wim Wenders lobten in ihren Reden nicht nur das musikalische Schaffen, das Engagement gegen Rechts und Antisemitismus, sondern auch den Einsatz der Hosen für fiftyfifty. Auch an dieser Stelle gratulieren wir noch einmal und danken für so unendlich viel gute Taten für obdachlose Menschen.

NRW-Staatspreis für Die Tote Hosen

Gerhard Richter bekam ihn, Michael Schumacher bekam ihn, Marcel Reich-Ranicki auch – und im letzten Jahr Angela Merkel. Am 30. Oktober ging der nordrheinwestfälische Staatspreis nun an die Toten Hosen, überreicht von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Die Laudatio hielt Wim Wenders, auf den wiederum Hosen-Frontman Campino 2021 die Laudatio gehalten hatte, als Wenders zum „Düsseldorfer des Jahres“ gekürt worden war. So bleibt alles in der Familie. Für die Hosen kam der Ruhm einst wie ein Betriebsunfall. Bernd Schadewald hatte 1988 die Band beauftragt, für seine Bad Godesberger „Clockwork Orange“-Inszenierung die Bühnenmusik zu schreiben und bei der Aufführung mitzuwirken. „Ein kleines bisschen Horrorschau" ist laut hosen-homepage das „erfolgreichste Album in der Bandgeschichte.“ Musikalisch markiert das Konzeptalbum den Abschied vom Punkrock-Dogma, eine Singleauskopplung von „Hier kommt Alex“ war anfangs gar nicht vorgesehen – zu langsam, zu rockig, zu wenig Punk. Der einstige Hosen-Schlagzeuger und damalige Bandmanager Trini Trimpop hatte den richtigen Riecher und setzte die Single gegen den Widerstand seiner „Droogs“(Nadsat-Slang=“Freunde“) durch. Die Karriere ging steil bergauf. Wüst unterstrich: „Ihre Popularität nutzen die Toten Hosen für eine klare Positionierung gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und rechtsextreme Gewalt und für die Unterstützung von Menschen am Rande der Gesellschaft und in Notlagen.“ Auch das fiftyfifty-Projekt haben die Hosen von Anfang an unterstützt. Und sonst? Die Altpunker besangen das Düsseldorfer Altbier, machten Reklame für verschiedene Schnapsmarken, schufen mit „Tage wie diese“ eine Hymne, die sogar von der CDU-Parteispitze bei einem ihrer Wahlsiege lauthals mitgegrölt wurde. Hipper Sound für schwungvolle Familienfeiern! Und als Rentner-Punk-Band machen sie auch heute weiter. Was aber sicherlich bleiben wird, ist das Horrorshow-Album mit dem bunten Beethovenkopf auf dem Cover. Im vergangenen Jahr hatte arte der Romanvorlage die 55-minütige Doku „Clockwork Orange/Im Räderwerk der Gewalt“ gewidmet. Weitaus überzeugender als der Kubrickfilm ist der Roman von Anthony Burgess ein schreiender Protest gegen eine Gesellschaft, in der alles wie ein Uhrwerk „funktioniert“. Diese arte-Doku ist sehenswert und sehr erhellend. Auch Campino, der im Frühjahr im Rahmen seiner Heine-Gastprofessur an der Uni zwei Vorlesungen hielt, kommt darin zu Wort. (F 2023; in der arte-Mediathek abrufbar)

Thomas Giese (schreibt regelmäßig für TERZ.org)

fiftyfifty und die Toten Hosen

„Ich beschäftige mich zwangsläufig mit Obdachlosigkeit, schon allein, weil man immer mehr Obdachlose auf der Straße sieht.“ Dies hat Michael Breitkopf bereits im Juni 1996 gesagt. Michael Breitkopf – wer das ist? Die meisten kennen ihn unter dem Namen „Breiti“ und Breiti ist kein Geringerer als der Gitarrist der Toten Hosen. 1996 gab er sein erstes Interview in der zu dieser Zeit gerade mal seit einem Jahr existenten fiftyfifty. Das Foto mit unserer Zeitung in der Hand zeigt ihn in jugendlichem Charme. Das erste Interview war zugleich der Auftakt einer treuen Begleitung „in all den Jahren“, um es im Vokabular der Punker auszudrücken. Jahre später sprach Breiti für ein fiftyfifty-Hörbuch den Text eines Obdachlosen ein. Sein Kollege Campino gab den Sprecher für einen fiftyfifty-Kinospot und engagierte sich gegen die Abschiebung einer jungen Romni, die wir betreuten. Auch Bassist Andi Meurer besuchte die Redaktion und stand für ein Interview zur Verfügung. Er schenkte uns einen signierten Bass zur Verlosung (einen zweiten nun, Jahre später, zur Umstellung der fiftyfifty von Print auf Online) und, zusammen mit seiner Frau Carla, die unzählige Tourneefotos geschossen hat, eine von allen Bandmitgliedern unterschriebene Großaufnahme zum Verkauf in unserer Galerie. Auch Drummer Vom Ritchie gab der fiftyfifty ein Interview und betätigte sich als DJ bei einer Venissage in der fiftyfifty-Galerie, bei der Fotos von Obdachlosen gezeigt wurden. Des Weiteren gab es begehrte Promo-CDs, die eigentlich nur für den Rundfunk angefertigt werden, T-Shirts und Einladungen zu Konzerten als Verlosungstickets für unsere Leser. Zudem Meet & Greet-Tickets zum Versteigern und für unsere Leute auf der Straße Aufkleber der Band, die sie zusammen mit der Zeitung zur Linderung ihrer Not erfolgreich verkauft haben. Sogar den Hosen-Song „Steh‘ auf, wenn du am Boden liegst“ durften wir für einen Kinospot zugunsten unseres russischen Straßenkinderzirkusses „Upsala“ verwenden. Und die Hosen unterstützen ein Voting zum besten Plakat des Jahres, indem sie auf ihrer Facebook-Seite dazu aufforderten, für unseren Entwurf abzustimmen. Natürlich haben wir dadurch den Wettbewerb und das Preisgeld – 50.000 Euro für die Obdachlosenhilfe – gewonnen. Doch die Hosen wären nicht die Hosen, wenn sie nicht auch in schwierigen Zeiten Flagge zeigen würden. Breiti, unser treuer Breiti, ist wieder einmal in die Bresche gesprungen. Als Aldi allen fiftyfifty-Verkäufern den Zutritt zu sämtlichen Marktgeländen verwehrte, sagte er vor laufenden Kameras und Mikrofonen mutig, dass dies nicht fair sei. Dabei war es noch gar nicht lange her, dass sich der berühmte Musiker öffentlichkeitswirksam an dem Stadtrundgang von Obdachlosen (strassenleben.org) beteiligt hat. „Ich habe viel über Obdachlosigkeit gelernt“, hat er dabei gesagt. Denn was vor fast 30 Jahren begann, hat für Breiti wohl noch immer Gültigkeit: „Ich beschäftige mich zwangsläufig mit Obdachlosigkeit, schon allein, weil man immer mehr Obdachlose auf der Straße sieht.“

Hubert Ostendorf