Kabarett: Über das Verhöhnen
Von Mathias Richling
Es gibt ja Länder, wie die Türkei oder China, wenn Sie da ein witzige Bemerkung über Erdogan oder Xi nur liken in Social Media, sitzen Sie schon im Knast. Ich sage das deswegen, weil auch unsere Regierung auf einem guten Wege ist dahin. Der Beleidigtsein-Faktor nimmt extrem zu.
Wir haben mittlerweile eine Beleidigstsein-Kultur entwickelt, das ist unerträglich. geworden. Ein Steak darf nicht mehr un-gar sein, da geht der Orkan an die Decke. Beim Pokern darf man nicht mehr türken, da guckt uns der Erdogan nur noch mit dem Arsch an. Den gelben Sack muss man auch umbenennen, weil sich etliche alte Chinesen beleidigt gefühlt haben. Sprache ist überhaupt nicht mehr sprechbar. Sprache ist zum Unwort des Jahres geworden. Faeser, Bundesinnenministerin, sagte doch tatsächlich neulich, sie möchte harte Strafen für diejenigen, die den Staat verhöhnen. Ich mach’ (in meinem Programm) nix Anderes. Was will sie? Will sie verschärfen, was im Strafgesetzbuch, Paragraf 90, sowieso schon drinsteht: Wer den Staat VERUNGLIMPFT, dem drohen bis zu drei Jahre Haft. Ja, aber verhöhnen ist nicht verunglimpfen. Verhöhnen ist, sich lustig machen. Sollen Witze über Politiker jetzt verboten werden? Haben wir so die Stasi schon in die Ampel gerettet? Freie Meinungsäußerung!
Corona-Protokolle und Stuttgart 21 und Heizungsgesetz … da, muss man zugeben, wird der Staat schon ziemlich verhönt, sogar verunglimpft. Und zwar auf höchster Ebene. Ja, nicht der Bundespräsident, noch höher. Artikel 20 Grundgesetz: „Der Souverän ist das Volk.“ Wann kommen endlich die harten Strafen, dass wir als Volk pausenlos verhöhnt und verunglimpft werden? Strafen für Lauterbach, für Scheuer, für Faeser …?
Der Bundespräsident, Herr Steinmeier, ist der, der uns immer wieder auf den Boden zurückbringt, mit allgemeinen Formulierungen. Herr Steinmeier, was machen Sie eigentlich die ganze Zeit mit Ihren Händen? / Meine Hände unterstützen meine Rede. / Es sind ja immer die selben Bewegungen? / Es ist ja auch immer das selbe, was ich sage.
Ich hoffe, das war nicht verhöhnend genug. Wobei man sagen muss, es geht ja nicht nur um die Strafbarkeit. Es geht ja auch darum, dass, sobald man eine gewisse Grenze hoffentlich überschreitet, man ja sofort gevierteilt wird in den Medien; man wird gleich in bestimmte Ecken geschoben. Ist ja auch logisch. Die Hysterie ist schon da. Man hat Angst, wie geht es aus, in diesem Jahr? Wie gehen die Wahlen aus? Ach du lieber Himmel, ne? Dann kommt jetzt noch Maaßen als Partei dazu und dann noch Wagenknecht. AfD ja sowieso. Sind wir nicht alle rechts geworden? Was ist eigentlich los mit dieser Gesellschaft? Man muss komischerweise sagen: 80 Prozent der Wähler der AfD identifizieren sich nicht mit den „Idealen“ der AfD. Also, warum wählen sie sie dann? Weil: 80 Prozent der übrigen Parteien identifizieren sich nicht mit den Idealen der Wähler. So einfach ist das.
Man muss ja wissen: So ein Land ist wie ne Firma. Und wenn Sie in Deutschland eine Firma haben mit über 20 Mitarbeitern, müssen Sie per Gesetz mindestens fünf Prozent körperlich oder geistig Behinderter einstellen. In Russland ist jetzt eben einer von denen Präsident - was willste machen? Man kann sich ein Gespräch mit Putin ja nicht vorstellen. Wagenknecht empfiehlt es. Was gibt es für Möglichkeiten, zu reden? KI wäre eine Möglichkeit. Dass nur noch gekämpft wird zwischen Maschinen und Maschinen. Dann müssen keine Soldaten mehr sterben. Und was ist mit der Zivilbevölkerung? Ja, die ist ja nur Kollateralschaden. Quelle: www.youtube.com/watch?v=M9Wairpa-ng&t=181s
Mathias Richling
1953 erstgeboren, 1954 erste Worte, 1960 erster Schultag, 1973 einziges Abitur, 1973 erstes Studiensemester, 1974 erstes Solo-Programm, 1975 einmalige Schauspielabschlussprüfung, 1979 Deutscher Kleinkunstpreis, 1981 erste ARD- Aufzeichnung, 1983 erste Schallplatte, 1995 115. Folge Jetzt schlägt’s Richling, 2021 viertes Buch: Das Virus Demokratie?, 2023 Kabarettpreis Krefelder Krähe, 2024 Podcast-Pilot Richling plus 1 (Foto: LanJu)
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