Im Namen der Rose
Sabine Moritz mit 50 Original-Arbeiten in der fiftyfifty-Galerie
Die Serie January Roses von Sabine Moritz (*1969 in Quedlinburg) entstand als Unikatedition eigens für die Obdachlosenhilfe der fiftyfifty-Galerie im Januar 2025 und umfasst 50 Originalgrafiken. Der Winter stellt für viele Obdachlose eine besondere Herausforderung dar, da Kälte und widrige Umstände besonders drückend sind. Mit der Arbeit möchte Moritz daran erinnern und gleichzeitig Hoffnung und Schönheit vermitteln.
Der Titel January Roses verweist nicht nur auf den kalten und dunklen Monat, sondern auch auf das symbolische Motiv der Rose, das in unserer kulturellen Tradition tief verwurzelt ist, wie beispielsweise in der Legende der Heiligen Elisabeth von Thüringen, einer katholischen Heiligen, die auch im Protestantismus verehrt wird. Sie besagt, dass Elisabeth in einer großen Hungersnot trotz des Missfallens ihrer adeligen Umgebung den Armen Brot brachte und durch ein Wunder der Bestrafung bei einer Kontrolle entging, da sich die Brote in Rosen verwandelt hatten. In der Legende ist die Rose ein Symbol für Nächstenliebe und Menschlichkeit.
Ihre eigene Kindheit im Osten hat die Sichtweise und das künstlerische Schaffen von Sabine Moritz geprägt. 1985 kam sie mit ihrer Familie nach Bewilligung des Ausreiseantrags in den Westen. Sie studierte ab 1989 zunächst an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, 1991 wechselte sie an die Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf erst in die Klasse von Markus Lüpertz und ab 1992 in die Gerhard Richters. Kollektivismus und Individualität, Einheit und Vielheit spiegeln sich als Themen auf ganz unterschiedliche Weise in ihrem Werk wider: Die Darstellung von Plätzen, Interieurs und Gegenständen nach ihren Erinnerungen in den frühen Lobeda-Zeichnungen, Gemälde nach (Zeitungs-) Fotos auch zur Kriegs- und Nachkriegszeit besonders im Osten und nicht zuletzt die gegenwärtigen, abstrakten Arbeiten stellen zugleich Überindividuelles als auch Persönliches dar.
Die Stillleben ziehen sich kontinuierlich durch Moritz‘ Werk. Sie entstehen parallel zu anderen Werkgruppen, nicht nach Fotografien, sondern nach realen Vorbildern. Die Vergänglichkeit der Blumen ist dabei Teil des Werks und ein Motiv für die vergehende Zeit. Manchmal bildet sie dabei dieselbe Pflanze vom Erblühen bis zum Verwelken in unterschiedlichen Zuständen und Perspektiven auf Papier oder Leinwand ab.
Dieser Serie liegt die Zeichnung einer Rose zugrunde. Als vergrößerter Druck hat Moritz sie fünfzig Mal verschieden bearbeitet und interpretiert. Sie lässt sich so als eine Analogie auf uns Menschen sehen: Einheit in der Vielfalt und Vielfalt in der Einheit.
Die January Roses sind somit nicht nur Kunstwerke; sie sind Botschaften der Solidarität und Hoffnung, die uns daran erinnern, dass immer Schönheit wachsen kann, wenn wir uns einander zuwenden und helfen.
Charlotte Neußer