Hitze, Hitze, Hitze: Für Obdachlose so schlimm wie die Kälte

Aber es gibt weniger Aufmerksamkeit als im Winter

“Das Schlimmste ist es, nicht beachtet zu werden”, beklagt sich fiftyfifty-Verkäufer Emil Ilyes darüber, dass bei den sommerlichen Sahara-Temperaturen die Aufmerksamkeit für Obdachlose wie ihn gegen Null geht. “Die Leute glauben, es geht uns gut. Ist ja warm. Wir müssen nicht frieren.” Dabei setzt die Hitze insbesondere Menschen mit Lebensmittelpunkt Straße heftig zu. “Es gibt zu wenig kühle Schutzräume”, so fiftyfifty-Herausgeber Hubert Ostendorf. Hinzu komme, dass Obdachlose von schattigen Plätzen vor Geschäften vertrieben würden. Und: Passanten kaufen die Zeitungen weniger als im Winter. Daher seien Obdachlose der Hitze noch länger ausgesetzt, da es länger dauere, das individuelle Tagessoll zu erreichen. “Menschen mit Alkoholproblemen leiden unter der Hitze noch mehr als unter der Kälte”, so Ostendorf. Sie seien schwerwiegenden Kreislaufproblemen nahezu ungeschützt ausgesetzt, zumal durch Konsum von Alkohol und Drogen die schwerwiegenden Folgen der Hitze nicht rechtzeitig bemerkt würden und so gesundheitliche Schäden vom Kollaps bis hin zum Infarkt oder Schlaganfall möglich seien. Ostendorf bittet daher Passanten darum, Obdachlosen kühle, alkoholfreie Getränke zu spendieren und die Zeitung abzukaufen. In diesem Zusammenhang weist er noch einmal darauf hin, dass ein Euro in den Bettelbecher zwar kurzfristig hilft, aber langfristig die Existenz des ganzen Projektes gefährdet. Auch Emil findet: “Wir sind ja keine Bettler, sondern Verkäufer eines guten Produktes” und ergänzt: “Bitte kauft unsere Zeitung – besonders bei dieser Hitze.” Denn Menschen aus Osteuropa hätten es besonders schwer, so der Rumäne, da sie zusätzlich noch Diskriminierung und Ausgrenzung ertragen müssten.