fiftyfifty verhindert Räumung

Alles schön aufgeräumt und immer ruhig - keine Pöbeleien. Dennoch wollte das NRW-Forum räumen lassen. fiftyfifty konnte dies verhindern. Foto: Rolf Purpar

Unser Freund, der Fotograf Rolf Pupar, wurde auf einen öffentlich ausgehängten, herzlosen Brief des NRW-Forums aufmerksam, der die Räumung des Eckpavillons androhte. Hier schlafen seit Jahren Obdachlose. Purpar informierte fiftyfifty und die Presse. Das Streetworkteam von fiftyfifty gab diverse engagierte Interviews - und die Stadt Düsseldorf verkündete daraufhin, die Räumung auszusetzen. Ein Erfolg. Wir nutzen diese Auseinandersetzung, um erneut unserer Forderung nach Wohnungen für Obdachlose Nachdruck zu verleihen. Das bisherige System bringt Obdachlose bestenfalls in Notunterkünfte aber nicht in normalen Wohnraum. fiftyfifty stellt seit vier Jahren mit dem Projekt "Housing First" unter Beweis, dass die Versorgung mit normalen Wohnungen besser, integrativer, preiswerter, menschenwürdiger ... ist. 52 Langzeitobdachlose haben wir in gutbürgerlichen Wohnungen in normalen Häusern untergebracht. Wenn die Stadt Düsseldorf uns endlich, wie seit langer Zeit gefordert, aus dem Bestand der Städtischen Wohnungsgesellschaft Apartments für Obdachlose zur Verfügung stellen würde, müssten die Obdachlosen vom Pavillon des NRW-Forums nicht mehr draußen schlafen. Stadt Düsseldorf, bitte aufwachen. (Es kann nicht sein, dass wir als kleiner Verein es schaffen, Wohnungen für Obdachlose zu kaufen und die Stadt Düsseldorf hat keine für sie, außer Notunterkünften.)

Der herzlose Brief des NRW-Forums in kältester Jahreszeit

Hier zwei Berichte aus dem Düsseldorfer Express (4.1.2019 und 3.1.2019):

1. Geht doch: Obdachlosencamp wird nun doch geduldet

Es ist ein echter Erfolg für die Menschlichkeit! Das Obdachlosen-Camp am Düsseldorfer NRW-Forum kann nun vorläufig doch bestehen bleiben. Das gab die Stadt Düsseldorf am Donnerstagmittag (3.1.2019) bekannt. Eigentlich hätte die Unterkunft, die seit Jahren als Winter-Unterschlupf für Obdachlose dient, in Kürze geräumt werden. Das NRW-Forum wollte dieses Camp kurzfristig räumen lassen. Die Stadt Düsseldorf selbst hat nun auf das NRW-Forum eingewirkt, diese Maßnahme auszusetzen. „Zunächst soll mit allen Beteiligten gesprochen und nach gemeinsamen Lösungen gesucht werden", so Stadtdirektor Burkhard Hintzsche. Erplädiert für etwas mehr Toleranz, gerade in der kalten Jahreszeit. Manche Einsicht braucht eben eine Weile.

https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-duesseldorf/video-aerger-um-obdachlose-am-nrw-forum-100.html

https://www.sat1nrw.de/aktuell/obdachlose-sollen-weg-189772/

https://www.express.de/duesseldorf/geht-doch--obdachlosen-camp-am-duesseldorfer-nrw-forum-wird-nun-doch-geduldet-

31821308https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/duesseldorf-obdachlose-nrw-forum-102.html

https://www.bild.de/regional/duesseldorf/duesseldorf-aktuell/duesseldorf-stadt-pfeift-museum-zurueck-obdachlose-duerfen-bleiben-59341156.bild.html

https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/obdachlosen-lager-am-nrw-forum-in-duesseldorf-darf-bleiben_aid-35435841

https://www.antenneduesseldorf.de/nachrichten/diskussion-um-obdachlose-am-nrw-forum_44964.html?cn-reloaded=1

2. Herzlos-Brief gegen Obdachlose

Für die Obdachlosen am „NRW-Forum“ fängt das neue Jahr extrem schlecht an: Bis zum 6. Januar sollen sie die Eckpavillons im Ehrenhof räumen. Das Museum droht ihnen auf Aushängen, Polizei und Ordnungsamt würden nach dem Datum regelmäßig kontrollieren. Wo sollen wir denn jetzt hin? In einer Obdachlosenunterkunft wollen wir nicht schlafen“, sind sich Nicole (36), John (27) und Pierre (38) einig. Zusammen mit Hund Snoopy wohnen die drei seit zwei Monaten in Zelten unter dem Dach eines Eckpavillons am „NRW-Forum“ – noch jedenfalls.

Bis zum 6. Januar sollen sie und alle anderen Obdachlosen, die am „NRW-Forum“ übernachten, ihr Hab und Gut entfernt haben. Als Begründung für die Räumungsaufforderung führt das Museum „zahlreiche Besucherbeschwerden“ an. Was das für „Besucherbeschwerden“ sein sollen? Beim „NRW-Forum“ war am Mittwoch niemand erreichbar, der dazu etwas hätte sagen können. „Solche Beschwerden gibt’s doch über uns bestimmt gar nicht. Vielleicht sind die Männer im anderen Pavillon gemeint – die haben nicht mal Zelte“, meinen Nicole, John und Pierre.

Wohin also sollen die Obdachlosen nach der Räumung? Das „NRW-Forum“ verweist in seinem Schreiben an die Betroffenen aufs Ordnungsamt: Die Kollegen würden gern über Obdachlosenunterkünfte und alternative Schlafplätze aufklären. „Ich kann nicht in einem Mehrbettzimmer mit Drogen- und Alkoholabhängigen die Nacht verbringen. Da kriegt man doch kein Auge zu“, sagt Nicole zum EXPRESS. "Und wenn man es doch zubekommt, weiß man nicht, ob es am nächsten Morgen wieder aufgeht", ergänzt Pierre.

Auch „fiftyfifty“-Streetworker Johannes Dörrenbächer sieht die Aktion des „NRW-Forums“ kritisch. Weder vom „NRW-Forum“ noch vom Ordnungsamt sei „fiftyfifty“ vorab informiert worden, sagt Dörrenbächer. Er ist überzeugt: „Eine solche Vertreibung der Menschen bringt gar nichts. Sinnvoll wäre einzig und allein, Wohnungen für die Obdachlosen zur Verfügung zu stellen. Zumindest für einen, der hier gezeltet hat, Rüdiger, haben wir das geschafft.“

https://www.nrz.de/region/niederrhein/nrw-forum-will-obdachlose-vertreiben-id216121647.html

Ein Bericht aus der Bild-Zeitung

Nicole Lange von der Rheinischen Post kommentiert (3.1.2019):

Gemeinsam eine Lösung suchen. Die Obdachlosen-Lager am NRW-Forum sind keine optische Aufwertung des Umfeldes. (...) Trotzdem ist das Vorgehen direkt nach dem Jahreswechsel falsch - immerhin geht es hier um Schlafplätze von Menschen. Und erstens ist es nun einmal Januar, die Temperaturen bewegen sich nur kanpp über null Grad, und es regnet häufig. Zweitens wurde zwar laut Stadt wiederholt versucht, den Menschen andere Unterkünfte anzubieten - die Organisation fiftyfifty aber, die einen guten Draht zu den Betroffenen hat, wurde nicht eingebunden. Und drittens kann diese so kurz nach Neujahr kaum einen Verantwortlichen erreichen. Wenn nun möglichst bald alle Seiten miteinander reden, kann vielleicht eine verträgliche Lösung für diejenigen gefunden werden, die sie dringend brauchen.