Aus aktuellem Anlass: die Kritik von fiftyfifty am Geschäftsmodell von Hermes und anderen Paketzustellern!

Der Ansatz von fiftyfifty basiert von jeher auf dem Grundverständnis, allen in Not geratenen Menschen Hilfe und Unterstützung anzubieten, insbesondere unabhängig von ihrer Herkunft oder Nationalität. Dies schließt für uns selbstverständlich wohnungslose EU-Bürger*innen mit ein. Für diesen Ansatz wurde unser Projekt „eastwest“ von 2010 bis 2013 vom Sozialministerium durch das Programm „Obdachlosigkeit verhindern“ gefördert und vom seinerzeit zuständigen Minister ausdrücklich gelobt.

Doch leider ist die Ablehnung wohnungsloser EU-Bürger*innen in vielen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe immer noch die Regel, denn es gibt keinen, der die Hilfe für diese Menschen zahlt, wie u. a. dieser Radiobeitrag eindrücklich belegt: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-morgenecho-westblick/audio-fehlender-schutz-fuer-obdachlose-eu-buerger-100.html.

Das Streetworkbüro von fiftyfifty ist die einzige Anlaufstelle in Düsseldorf für wohnungslose EU-Bürger*innen, die ihnen neben kostenloser Beratung auf arabisch, deutsch, englisch, französisch, italienisch, mazedonisch, polnisch, rumänisch und romanes auch die Möglichkeit, eine Postadresse einzurichten, anbietet. Unser grundsätzliches Verständnis beruht in Bezug auf die Einrichtung von Postadressen darauf, diesen Menschen die erste Tür zur Kontoeröffnung und Arbeitsaufnahme zu öffnen – denn ohne postalische Erreichbarkeit geht gar nichts. Doch seit rund drei Jahren begegnen wir insbesondere in der Vorweihnachtszeit immer mehr Menschen, die in Hermes-Arbeitskleidung regelmäßig ihre Post abholen. Diese Menschen sind bei Subunternehmen beschäftigt, und sie leben in prekären Verhältnissen. Wir kennen Menschen, die seit 2016 durchgängig für Hermes tätig sind – ihre Arbeitsverträge sind jedoch immer auf sechs Monate befristet. Eine Chance auf Entfristung haben sie offenbar nicht, und damit sind sie arbeitsrechtlich strukturell schlechter gestellt. Dieser skandalöse Umstand ist kein Einzelfall in der Branche, wie verschiedene Berichterstattungen belegen (hier ein unvollständiger Auszug):
https://www1.wdr.de/nachrichten/razzia-paketdienste-100.html
http://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Bundespolizei-Razzia-bei-Paketdienst-Hermes-in-Schleswig-Holstein
http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Nach-Zoll-Razzia-bei-Subunternehmer-Hermes-stellt-Pakete-verspaetet-zu

Dass der Mindestlohn in vielen Branchen trotz gesetzlicher Vorgabe unterwandert wird, ist hinlänglich bekannt.

Wir von fiftyfifty verstehen unsere Aufgabe u.a. in der Sensibilisierung der Öffentlichkeit, welche Auswirkungen politische Entscheidungen auf die Menschen haben, die unsere Hilfe nutzen. Diese besondere Form der Wohnungslosigkeit ist nicht sichtbar, und dennoch sind Sie vielleicht schon mit einem dieser Menschen in Kontakt getreten – nämlich dann, wenn der Paketbote bei Ihnen klingelt.

Die Abschaffung dieser unmenschlichen Arbeitsbedingungen sind dringend geboten – wir von fiftyfifty möchten einen Beitrag dazu leisten.

https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/paketdienst-soll-duesseldorfer-obdachlose-ausbeuten_aid-34499165
https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-hermes-soll-obdachlose-ausbeuten_aid-34509535
https://www.rga.de/rhein-wupper/paketdienst-soll-duesseldorfer-obdachlose-ausbeuten-10584904.html

ab Minute 25.20 https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/stadtgespraech/mindestlohn-tricks-der-unternehmen-100.html

https://www.rga.de/rhein-wupper/paketdienst-soll-duesseldorfer-obdachlose-ausbeuten-10584904.html

https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/paketdienst-soll-duesseldorfer-obdachlose-ausbeuten_aid-34499165

https://www.ksta.de/wirtschaft/massive-vorwuerfe-gegen-subunternehmen-obdachlose-arbeiten-als-billige-paketzusteller-31599328

https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-duesseldorf/video-lokalzeit-aus-duesseldorf-2100.html

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/obdachlose-ausgebeutet-paketdienste-100.html

https://www.ksta.de/wirtschaft/massive-vorwuerfe-gegen-subunternehmen-obdachlose-arbeiten-als-billige-paketzusteller-31599328


Julia von Lindern
(Dipl.-Soz.-Päd.in)
Höhenstraße 51
40227 Düsseldorf
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