Die Kunst zu wohnen

Mehr als 20 Jahre lebte Hörmän in Düsseldorf auf der Straße. Dass er nun wieder eine Wohnung hat, liegt an einer innovativen Idee zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit – und den Bildern eines renommierten Fotografen. Ein Beitrag über Housing First bei fiftyfifty und einen gemeinsamen Fonds zusammen mit dem Paritätischen von Michaela Haas für das Magazin der Süddeutschen Zeitung. (Fotos: Katharina Mayer)

In Düsseldorf kennt den Mann fast jeder: Michael Hermann, 50, genannt „Hörmän“, sticht mit seinem roten Vollbart und seinem verschmitzten Lächeln aus der Masse, wenn er die Obdachlosenzeitung fiftyfifty verkauft. Aber Düsseldorfs prominentester Obdachloser ist selbst keiner mehr: fiftyfifty beschaffte ihm nach mehr als 20 Jahren auf der Straße eine Wohnung – und zwar mit Hilfe einer glamourösen Blondine auf einem Schwarz-Weiß-Foto von Peter Lindbergh, einem Gemälde von Gerhard Richter und einigen anderen internationalen Kunstgrößen. Das Prinzip? Housing First. Erst eine Wohnung, dann sehen wir weiter.

Auf 28 frisch renovierten Quadratmetern in Düsseldorf-Hassels hat sich Hörmän nun gemütlich mit Schrankwand und Sofa eingerichtet. Alles ist blitzsauber. Seine Heroinsucht gehört ebenso der Vergangenheit an wie der Griff zur Flasche. Starfotograf Peter Lindbergh schenkte der Obdachlosenhilfe fiftyfifty 14 Bilder, die für 4.200 Euro pro Bild verkauft wurden. Davon (und dank einiger Spenden) bekam Hörmän eine Eigentumswohnung für 64.700 Euro.

Das Konzept Housing First kommt aus Amerika, hilft am meisten den Langzeitobdachlosen und ist in Deutschland noch wenig bekannt. Das Prinzip ist einfach: Statt den Menschen auf der Straße mit medizinischer Versorgung und psychologischer Betreuung notdürftig auf Platte zu helfen, bekommen die Wohnungslosen zuerst eine Wohnung, ohne sie an Bedingungen zu knüpfen. Eine richtige Wohnung mit eigenem Schlüssel. Keine Notunterkunft, keine Stockbetten, keine Angst mehr, dass ihnen in Gemeinschaftsunterkünften ihr Hab und Gut geklaut wird. Auf dieser stabilen Basis werden dann die anderen Probleme wie Schulden, Sucht oder Arbeitslosigkeit angegangen, nicht umgekehrt.
„Von dem Geld für zwei Jahre betreutes Wohnen kann man auch gleich eine Wohnung kaufen“, rechnet Oliver Ongaro vor, der seit 15 Jahren für fiftyfifty Wohnungslose betreut. Aber in Deutschland gilt eher das Stufenprinzip: An eine Wohnung werden Bedingungen geknüpft, zum Beispiel Abstinenz. Hörmän hat fünf Mal betreutes Wohnen mitgemacht, immer begrenzt auf 18 bis 24 Monate. „Am Schluss steigt dann der Stress auf allen Seiten, weil klar ist: in drei Monaten muss er raus und es gibt keine Anschlusswohnung“, weiß Ongaro. „Das war bei Hörmän ganz gravierend. Oft kommt dann der Rückfall in die Sucht, das ist massiv gesundheitsgefährdend.“ Im Stufensystem fängt der Wohnungslose dann wieder von vorne an, auf der Straße. Sozialforscher nennen das den „Drehtür-Effekt“.

Ongaro schwärmt von seinen Schützlingen. Bei Hörmän passte die Schrankwand, die er unbedingt wollte, nicht in den Aufzug. „Das war toll zu sehen, dass er da nicht aufgegeben hat“, sagt Ongaro. „Es ist ihm unheimlich wichtig, die Wohnung hübsch einzurichten, auch sein eigenes Aussehen hat sich verändert. Es geht um die Selbstwertschätzung – und das bei einem Mann, der zuvor 20 Jahre lang versucht hat, seinen Körper zu zerstören.“ Die Erfolgsquote bei fiftyfifty bei inzwischen 48 Wohneinheiten: 100 Prozent. Alle sind noch in ihrer Wohnung.

Dass Housing First funktioniert, haben Dutzende von Städten beweisen: Salt Lake City in den USA hat damit die Obdachlosigkeit um 78 Prozent reduziert; ganz Finnland, Dänemark und viele Städte in Holland und Österreich haben sich dem Housing-First-Prinzip verschrieben; in Kanada wurde die Wirksamkeit mit gut 1.000 Wohnungslosen nachgewiesen, und Volker Busch-Geertsema von der Gesellschaft für Innovative Sozialforschung und Sozialplanung in Bremen hat den Erfolg in vier europäischen Städten beobachtet: Amsterdam, Lissabon, Kopenhagen und Glasgow. „80 bis 90 Prozent der Langzeit-Obdachlosen sind auch nach zwei bis fünf Jahren in ihren Wohnungen geblieben, die soziale Integration funktioniert“, fasst der Professor zusammen. Er definiert Housing First als „das Gegenteil von Trockenschwimmen. So wie man Schwimmen am besten im Wasser lernt und Fahrrad fahren mit einem Fahrrad, genauso lernt man Wohnen am besten in einer Wohnung und nicht in einer Einrichtung.“ Housing First heiße ja nicht Housing Only, meint Busch-Geertsema mit seinen 25 Jahren Berufserfahrung. „Es geht nicht darum, den Leuten einfach einen Schlüssel für die Wohnung zu geben und zu sagen, nun komm mal zurecht. Es wird weitere Hilfe angeboten, auch nachdrücklich, das ist aber keine Verpflichtung, um die Wohnung zu behalten. Die Wohnung ist eine Ausgangsbasis, ein anderes Leben zu führen, und damit Wohnungslosigkeit zu beenden anstatt sie weiter zu verwalten.“ Busch-Geertsema hält das für „eine wesentlich humanere und bessere Methode, ein großer Gewinn.“

Am besten funktioniert es, wenn die Wohnungen dezentral verteilt sind oder kleinere Häuser mit einem knappen Dutzend Wohnungen gekauft werden, wie es fiftyfifty macht, da wissen die Nachbarn oft gar nicht, dass sie neben ehemals Wohnungslosen wohnen. Gigantische Obdachlosensiedlungen mit 100 oder mehr ehemals Wohnungslosen stigmatisieren und verwandeln sich schnell in Chaos.

Warum also Housing First nicht in Deutschland? Fast eine halbe Million Menschen haben in Deutschland keine feste Bleibe, darunter 52.000 Obdachlose, die auf der Straße leben. Es gibt erste Ansätze: Die Hamburger Organisation Careleaver betreibt Housing First mit EU-geförderter Betreuung vor allem bei Jugendlichen; Berlin hat vor einigen Jahren ein „geschütztes Marktsegement“ eingeführt, in dem bis zu 2.000 Wohnungen pro Jahr an ehemals Wohnungslose vermittelt werden sollen; Bremen schreibt beim Verkauf städtischer Grundstücke einen Anteil an Sozialwohnungen von 25 Prozent vor; ein halbes Dutzend soziale Wohnraumagenturen kümmern sich um die Vermittlung von sozialem Wohnraum. „Die Versuche kann man aber an zwei Händen abzählen“, sagt Busch-Geertsema, „und selbst da gibt es immer noch Hürden.“ Er sieht zwei Gründe, warum das Thema hier erst am Anfang steht. Erstens „die Mentalität. Es gibt hier immer noch das Denken, man müsse den Wohnungslosen erst ‚wohnfähig‘ machen. Die Idee, die Leute vorbehaltlos anzunehmen und ihnen erst einmal Wohnraum zu gewähren, ist in der Praxis noch nicht angekommen.“ Selbst wenn Wohnraum da ist, „gibt es ein Zugangsproblem. Sie scheitern an der Schufa-Anfrage oder an den Ängsten der Vermieter vor Messie-Mietern. Gerade der Personenkreis, bei dem Housing First am dringendsten gebraucht wird, ist da chancenlos.“ In seiner Erfahrung sind es nur etwa 15 Prozent, die wirklich nicht alleine leben können. „Die Prioritäten müssen also verschoben werden. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel.“

Und dann natürlich, zweitens, wo kommen die Wohnungen her, gerade in überteuerten Märkten wie Berlin, München oder Düsseldorf? Da kommt Busch-Geertsema richtig in Fahrt, hier hat er sich aus seinen Besuchen in Nachbarländern eine ganze Liste an Möglichkeiten abgeschaut. „Der Neubau ist wichtig, da kann man wie Bremen aushandeln, dass künftig 20 Prozent der neu geschaffenen Sozialwohnungen für Wohnungslose zur Verfügung gestellt werden, aber der Hauptteil der Musik spielt im Bestand. Sie können privaten Eigentümern helfen, indem sie zusagen, die Miete zu garantieren und alle Risiken abnehmen, und mehr soziale Wohnungsagenturen schaffen, in Belgien gibt's die in jeder Kleinstadt.“ Wien hat inzwischen einen Anteil von über 40 Prozent Sozialwohnungen, in Deutschland sind es in den Großstädten oft weniger als fünf Prozent. „Das hören die Bauträger nicht gerne, aber es ist machbar.“ Oder, wie es der inzwischen verstorbene Künstler und fiftyfifty-Unterstützer Jörg Immendorff formulierte: „Da ist knallhart der Staat gefragt.“

Dabei ist Housing First nicht teurer als das jetzige Stufensystem. Und bei dem jetzigen System, sagt Busch-Geertsema, gebe es eine ganze Gruppe von Menschen, die nicht versorgt wird. „Ich sehe mit Sorgen, dass es eher in die andere Richtung geht – mehr kurzfristige Einrichtungen, mehr betreutes Wohnen, mehr begrenzte Projekte, das finde ich eine Fehlentwicklung.“ Und natürlich, sagt er, sei es ganz wichtig, Geringverdienern dabei zu helfen, nicht in die Wohnungslosigkeit abzurutschen. „Das ist wesentlich einfacher, als sie aus der Wohnungslosigkeit zu holen.“

Von den jüngsten Hochrechnungen, wonach Deutschland bald über eine Million Obdachlose haben wird, hält Busch-Geertsema wenig. Genau kennt die Zahlen keiner, weil sie nicht erfasst werden, aber Busch-Geertsema hält die Sache „für ein lösbares Problem, viel mehr als in USA oder Kanada, wo über die Beendigung von Wohnungslosigkeit viel mehr gesprochen wird. Deutschland wäre in einer sehr guten Position, das Problem weitgehend zu reduzieren. Sie werden immer Wohnungslose haben, nach einem Brand oder Neuzuzug, aber die Langzeitwohungslosen, das ist keine so große Menge von Menschen, dass man das nicht schaffen kann.“ In der Debatte um riesige Zahlen gehe das oft verloren. „Wenn man sich konzentriert auf die Menschen, die die größten Schwierigkeiten haben, dann ist das wirklich ein lösbares Problem.“

fiftyfifty hat freilich besonders kreative Wege gefunden, ihre Wohnprojekte zu finanzieren. International renommierte Künstler wie Peter Lindbergh, Jörg Immendorff, Thomas Ruff, Imi Knoebel, Wim Wenders, Andreas Gursky und Katharina Sieverding haben Kunstwerke gespendet, die fiftyfifty in ihrer Benefiz-Galerie verkauft.

Gerhard Richter, einer der renommiertesten und teuersten zeitgenössischen Künstler, hat fiftyfifty eine Edition geschenkt. Mit dem Erlös will fiftyfifty eine Million Euro erzielen und davon gemeinsam mit dem Paritätischen NRW einen Housing-First-Fonds aufbauen, durch den andere Träger in die Lage versetzt werden sollen, ebenfalls Housing First anzubieten. Bei maximal 100 Wohnungen soll aber Schluss sein. „fiftyfifty kann kein Lückenbüßer für eine verfehlte Politik sein“, sagt der fiftyfifty-Chefredakteur Herbert Ostendorf. „Wir wollen kein Wohnunternehmen werden“. Aber sie versuchen, die Landesverbände und andere Träger von dem Konzept zu überzeugen, mit Vorzeigebeispielen wie Hörmän oder Veronika. Ihre Drogensucht brachte die 44jährige fiftyfifty-Verkäuferin regelmäßig ins Gefängnis. Dort begann sie mit Lauftraining, drei Monate nach ihrer Entlassung lief sie ihren ersten Marathon. Aber zwischendurch: immer wieder Rückfälle. Seit eineinhalb Jahren lebt sie nun in einer fiftyfifty-Wohnung, da hängen inzwischen zehn Marathon-Medaillen. Bestzeit: vier Stunden und sechs Minuten. „Es lohnt sich, immer wieder aufzustehen“, sagt Veronika, „und das nicht nur zum Laufen, sondern in allen anderen Bereichen des Lebens.“

Wir danken dem Verlag der Süddeutschen Zeitung für die freundliche Nachdruckgenehmigung für den am 9.12.2017 online publizierten Beitrag. / O-Töne von ehemals Wohnungslosen und wie Housing First ihr Leben verändert hat: http://www.fiftyfifty-galerie.de/magazin/epaper (Dezember 2017)

 

Katharina Mayer

… (geb. 1958) hat bei Bernd und Hilla Becher sowie Nan Hoover an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert und ist Professorin für künstlerische Fotografie an der BTK-Hochschule Berlin, Iserlohn. Ihre Fotos erscheinen in bedeutenden Publikationen wie (u.a.) der Süddeutschen Zeitung oder dem Wochenmagazin Die Zeit und befinden sich in wichtigen Sammlungen und Museen. In Kürze erscheint ihr neuer Bildband Familienbande (Bestellung für 38 Euro zzgl. Versand bei fiftyfifty.de).

 

Fotoausstellung zu Housing First

Ca. 70 zum Teil großformatige Fotos auf Aludibond sowie Infotafeln von Katharina Mayer, Denise Tombers und Wohnungslosen. Außerdem: eine Videopräsentation von Gudrun Teich. Wurde bereits in der fiftyfifty-Galerie, dem Kulturzentrum zakk und der Hochschule Düsseldorf ausgestellt. Ausleihe (ggf. in Kombination mit einem Eröffnungsvortrag zu Housing First und/oder zum künstlerischen Konzept der Ausstellung) kostenlos bei Erstattung der Transportkosten. Ein lesenswerter Artikel über die Ausstellung: http://www.coolibri.de/redaktion/aktuelles/1217/housing-first-duesseldorf.html. Buchung: Magdalene Risch, 0211 9216284 oder m.risch [​at​] fiftyfifty-galerie.de.

 

Pressezitate

„Housing first“ heißt das Konzept, das sich fiftyfifty auf die Fahnen geschrieben hat. Im Gegensatz zu anderen Programmen müssen sich Obdachlose dabei nicht durch verschiedene Ebenen der Unterbringungsformen für unabhängiges und dauerhaftes Wohnen „qualifizieren“, sondern können direkt in eine eigene Wohnung ziehen. Westdeutsche Zeitung

fiftyfifty kauft Appartements für Obdachlose, die schon bis zu 20 Jahre keine reguläre Wohnung mehr hatten und überhaupt keine Chancen auf dem freien Wohnungsmarkt. Dieser Ansatz ist menschenwürdiger und auch effizienter. Neue Rhein Zeitung

 

M e i n   1 0 t e r   M a r a t h o n

Meinen 10. Marathon bin ich in Düsseldorf gelaufen. Das waren jetzt insgesamt 5 Marathons, die ich in dieser Stadt gelaufen bin. Düsseldorf ist meine Heimatstadt, und ich laufe diese Strecke sehr gerne. Die restlichen 5 Marathons bin ich einen in Essen, einen in Berlin, im Schwarzwald, und 2 davon in Duisburg gelaufen.

(Der letzte)? und 10. Marathon bin ich am 29. April 2018 in Düsseldorf gelaufen, mit einer für mich guten Abschlusszeit von 04 Std., 56 min., und 15 sec. Mit solch einer Zeit hätte ich vorher nicht gerechnet, da ich ausgerechnet 1 Woche vorher mir den Nerv im Halswirbelbereich eingeklemmt hatte, und die Schmerzen sehr stark waren, bin ich mir nicht sicher gewesen, ob ich überhaupt starten kann. Nach riesengroßer „Rennerei“ zu Orthopäden und Neurologen und anderen Ärzten, habe ich viel Hilfe bekommen, auch Massagen beim Physiotherapeuten, sodass die Schmerzen nicht weg, aber erträglicher wurden, bin ich dann trotzdem gestartet, mit einigen Versprechen, den Ärzten gegenüber, dass ich abbreche, wenn es zu schlimm wird.

Der Start war um 9 Uhr und ich war schon ziemlich nervös, ob ich das durchhalten kann. Aber ganz komischerweise hatte ich während der 42,195 km langen Marathon-Strecke kaum noch Schmerzen, ich denke, dass es überwiegend die Ablenkung war, die vielen hunderten von Zuschauern, die alle Läufer angefeuert haben. Ich habe mich, was vorher gar nicht meine Absicht war, einer Gruppe von ca. 20 Läufern angeschlossen, die von 2 Brems- und Zugläufern geleitet wurden. Diese geben die gewünschte Zeit vor, die jeder Läufer für sich persönlich glaubt, schaffen zu können, und mit dessen Hilfe so das Ziel zu erreichen. Damit man diese erkennt, haben sie jeder von sich einen großen Luftballon angebunden, die weit hoch über die ganzen Menschenmassen von Läufern hinausragen, damit man diese sieht. Ich habe mich einer Gruppe angeschlossen, die das Ziel hatten, unter 5 Std. den Marathon zu schaffen. Die Brems- und Zugläufer hatten dann auf dem Luftballon stehen: 04:59. Das heißt, wenn ich mich an deren Tempo halte, komme ich unter 5 Stunden ins  Ziel. Dies war eigentlich gar nicht mein Vorhaben, bis auf den vorletzten Marathon 2017 in Duisburg, bin ich immer für mich alleine gelaufen, mal auf der Strecke ein paar „Talks“ hier und da, das ergibt sich dann automatisch, man kommt mit dem ein- und anderem Läufer ins Gespräch, so gibt man sich gegenseitig Motivation.

Ich wollte mich auch bei Fifty-Fifty für die Unterstützung bedanken. Ich habe vor knapp  2 Jahren eine Wohnung von Fifty- Fifty bekommen,, das war wirklich Glücksache , ich bin jetzt 46 Jahre alt, und hatte in meinem ganzen Leben nur immer ein Zimmer von höchstens 32 qm .Zum Teil habe ich in Notunterkünften gewohnt, wo man die Duschen und Toiletten mit mehreren Leuten teilen  musste, und oft waren diese mehr als dreckig, sodass ich vorher erstmal ne Stunde putzen und  desinfiziere musste. Als ich dann in der  neuen Wohnunung war, konnte ich es gar nicht glauben, dass ich vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer und in die Küche laufen kann. Sich hallt frei bewegen zu können. Die Wohnung ist 43qm groß, und ich bin so sehr glücklich, diese zu haben, und zu halten, aber, es fällt in so einer  einer großen Wohnung auch viel Dreck  und Staub an, sodass ich viel Zeit zum putzen investieren muss, weil, nur so fühle ich mich wohl. Oft übertreibe ich es auch mit der Sauberkeit, aber versuche, mir jeden Tag ein „Limit“ zu setzen, wie viel Stunden ich putzte.

Dazu möchte ich auch dem Thomas Wagner noch mal sehr danken, (er ist ebenfalls Sozialarbeiter von Fifty- Fifty.) Er hatte sich im Jahr 2009 dafür eingesetzt, dass ich 5 Tage zum Marathon nach Berlin fahren konnte. Dies war ein so tolles Erlebnis für mich, was ich in meinem Leben niemals vergessen werde, sozusagen, dies nehme ich mit ins Grab. Ich habe damals ein T-Shirt während des Marathons getragen, mit der Aufschrift:“ Fifty-fifty, das Straßenmagazin, “ um ein bisschen Werbung zu machen. Ohne Fifty-fifty hätte ich mir dieses niemals leisten können. Ebenfalls Grüße an Christa.

Auf dem letztem und 10. Marathon habe ich ein T-Shirt getragen, mit der Aufschrift: Housing First. Mit diesem Projekt hat Fifty schon mehr als 50 Obdachlose von der Strasse geholt. Das  Projekt stammt ursprünglich aus Amerika, und ist schon in einigen Ländern in Europa am laufen. Das heißt; Erst mal bekommen Obdachlose eine Wohnung, und dann werden alle anderen Problrme, wie Schulden, Ämter, Sozialberatung, betreutes Wohnen, etc…angegangen. Denn: was hat es für einen Sinn, Obdachlose auf der Strasse zu lassen, und dann von Ihnen erwarten, dass Sie vom tiefsten Sumpf aus alles erledigen können, um eine Wohnung zu finden, dies ist fast unmöglich.

Ich habe selber 4 Jahre auf der Strasse gelebt, und gemerkt, dass es unmöglich ist auf der Strasse „clean“ zu bleiben, denn man braucht seine eigenen 4 Wände, um zur Ruhe zu kommen, sich zu sammeln, und dann eins nach dem anderen mit Hilfe von den, Sozialarbeitern von Fifty-fifty alles anzugehen und aufzubauen. Natürlich muss auch ein bisschen eigeninitiative dabei sein.

Das war jetzt für mich der 10, aber auch lezte Marathon gewesen. Es ist jedesmall vorher eine starke Anspannung da, sodass ich beim Training denke,   „oh je, du hast immer noch nicht genug trainiert, und da überfordere ich mich sehr, und das möchte ich nicht mehr.

Deswegen ist es für mich vom Verstand her klar, dass ich z.B. jedes Quartal einen Halbmarathon von 21 km „auf chillig“ laufe, d.h.: ich laufe mein normales Tempo, aber nicht so „verbissen“, früher habe ich mich immer so extrem auf die Zeit fixiert, stur geradeaus gelaufen, aber keine Zeit mal nach links oder rechts zu gucken, und mal was  von der Umgebung mitzubekommen.. Heute denke ich, die Zeit ist mir relativ egal, Hauptsache, ich komme im Ziel an. Ich möchte überhaupt in meinem ganzen Leben keinen Stress mehr haben. Man wird nicht jünger, unterschiedlich, hat unser Körper auch schon eine ganze Menge mitgemacht, zudem sind Marathons auf Dauer nicht gesundheitsfördernd. In meinem Kopf ist das noch nicht wirklich angekommen. Aber ich möchte die restlichen Jahre, so wie ich es schaffen kann, ruhig, und zufrieden leben. Ohne Stress, Hektik und Überforderung.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Warum eigentlich genau 42,195 km?

Ca. 560 v. Chr. gab es eine Schlacht zwischen Persern und Griechen. Als die Griechen den Krieg gewonnen hatten, schichten sie einen Boten los, von der Hauptstadt Athen nach einer kleinen Stadt „namens“ Marathon, 42km entfernt von Athen, Der Bote lief die ganzen 42km zu Fuß, um die frohe Botschaft dort zu verkündigen, das hat er gerade noch geschafft, und brach danach vor Erschöpfung tot zusammen. Die 125 m kamen folgendermaßen den 42 km noch dazu. 1896 wurde im Londoner Olympiastadion der erste Marathon ausgetragen. Die ersten Läufer sollten genau vor den Sitzplätzen vor dem Palast der Königin eintreffen, dieser war 195 m weiter, so bekam die 42,195km lange Strecke ihren Namen. 

 

Zum Schluss noch ein Tipp für die Fitness und Gesundheit: Das Wassertretbecken

In vielen Kurorten in ganz Deutschland gibt es Kneipp-Wassertretbecken. Sowie ich rausgefunden habe, gibt es von Düsseldorf aus eins in Wuppertal-Beyenburg und eins in Essen im Gruga Park. Es wird auch Kneipp „Wassertretbecken“ genannt. Es ist ein rundes Becken, was in der Mitte ein Geländer hat, woran man sich festhalten kann. In dem Becken ist kaltes Wasser, ca.5° Grad Celsius. Dort geht man mit nackten Füssen rein. Und geht dann ca. 3 Runden im Storchengang. Das Wassertreten ist Gesundheitlich sehr gut  für das Herz- und Kreislaufsystem, es fördert die Durchblutung und regt den Kreislauf an. Bevor man in das Wassertretbecken geht, sollte man sich die Füße aber warm gelaufen haben. Weiterhin möchte ich dazu sagen, dass das Wasser in dem Becken ständig durch ein Rohr immer neues frisches Wasser gepumpt wird, und so immer frisch und kühl erhalten bleibt. Ich bin z.B. bei meiner Oma im Sauerland eine halbe Stunde zu dem Kneipp-Wassertretbecken hingejoggt, meine Füße waren schon gut warm. Dann bin ich 3 Runden durch das Wassertretbecken gelaufen, dann sofort, ohne die Füße und Unterschenkel zu trocknen direkt wieder meine Laufsocken angezogen und weitergejoggt, Die Füße und mein Körper  haben sich wieder total fit angefühlt, und es war eine Wohltat, so weiterzujoggen, ich habe mich viel fitter als zuvor gefühlt.

Meine Oma, mit 90 Jahren, macht dies heute noch regelmäßig. Ich hoffe sehr, dass euch mein Bericht etwas gefallen hat, und möchte gerne, dass jeder von euch etwas Positives für sich daraus ziehen kann.

Mit ganz lieben Grüßen

Veronika Wiegele