Gegen das, was sie sind
fiftyfifty hat seit einigen Jahren viele Kontakte zu Menschen in Israel. Künstlerinnen und Künstler haben in unserer Galerie ausgestellt. Studierende kommen zu uns, um sich über unsere Arbeit zu informieren. Unsere Vorsitzende, Prof. Katharina Mayer, lehrt in Israel und ist dort künstlerisch tätig. Der israelische Publizist Ilan Sheinfeld, mit dem wir freundschaftlich verbunden sind, hat einen Artikel für fiftyfifty geschrieben, den wir im Dezember-Heft veröffentlichen werden.
Aber auch das Leiden der arabischen Bevölkerung im Nahen Osten ist uns bekannt. Unsere Sozialarbeiter:innen waren noch vor wenigen Monaten im Libanon, um Spendengelder für die Zivilbevölkerung in Syrien zu übergeben. Und auch das Leid der Palästinenser:innen, die sich gegen die Hamas und auch gegen eine korrupte Fattah wehrt kennen wir. Viele friedliche Kontakte zwischen Jüd:innen und Juden, Muslimen und Araber:innen treten im aktuellen Krieg in den Hintergrund. Doch sie sind es die uns Hoffnung geben und auf denen wir aufbauen müssen. Shalom. Ma3 Salam مع السلام
Dorothee Krings: Rheinische Post
"Man kann nun politisch analysieren, welche Fehler die ultrakonservative Regierung in Israel in den vergangenen Jahren begangen hat. Man kann festhalten, dass Premier Benjamin Netanjahu radikalen jüdischen Siedlern im Westjordanland freien Lauf ließ, Aufstände in Gaza in Kauf nahm aus Machtkalkül. Und weil er nicht mehr an einem Frieden mit den Palästinensern arbeiten wollte. Man kann konstatieren, dass die Regierung mit dem Plan für eine Justizreform, die einzelnen Politikern Straffreiheit bringen würde, das eigene Land gespalten und verwundbar gemacht hat.
Man kann auch darüber nachdenken, wer alles ein Interesse daran hat, Israel ins Mark zu treffen und die Region ins Chaos zu stürzen. Darum wird jetzt über den Iran gesprochen, über Russland, über China – über Mächte, die den Westen gern verwickelt sehen in einen weiteren, blutigen Konflikt. Aber all das sollte nicht davon ablenken, dass die Menschen in Israel Opfer eines Hassverbrechens wurden. Es gibt keine rationalen Gründe für ein Pogrom. Danach zu suchen, würde verkennen, was für Jüdinnen und Juden traurige Realität ist: dass sie immer mit Gewalt rechnen müssen, die unabhängig von ihrem politischen Handeln gegen ihre Existenz gerichtet ist. Gegen das, was sie sind – egal, was sie tun."
Danny Orbach, Professor für Militärgeschichte in Jerusalem
Man kann eine Militärbasis stürmen und dabei extrem unvorsichtig sein, was zivile Opfer angeht. Man kann die Kontrolle über seine Soldaten verlieren. All das sind „normale“ Gräueltaten in Kriegen. Was jedoch in Kfar Azza, Be’eri und anderen Orten geschehen ist, ist nicht eine Gräueltat dieser Art. Die Intention der Terroristen war sehr deutlich: einige Menschen entführen und alle anderen töten. Die Intention war genozidal.