RP | 11. Juli 2018

Fifty Fifty stiftet Bänke für Arme

„Seit über 50 Jahren kommen wir hier her. Hier treffe ich meine Freunde, trinke mein Bier, bespreche meine Probleme. Das hier ist meine Kneipe – denn eine echte Kneipe kann ich mir nicht leisten.“ Für Bernd Nietsch ist der Lessingplatz in Oberbilk eine der wenigen Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten. Denn Bernd Nietsch und das halbe Dutzend Männer und Frauen, die sich regelmäßig zwischen einem leerstehenden Kiosk und der Kirche St. Apollinaris treffen, sind arm.

Vor einigen Jahren sei es hier noch besser gewesen, erzählen die Männer, die alle in ihren 50ern und 60ern sind. Der Kiosk sei noch bewirtschaftet gewesen, man habe sich das Bier leisten können, und öffentliche Toiletten habe es auch gegeben. Bernd Nietsch, der früher Wirt war, erzählt, wie der Platz sich entwickelt habe. Zunächst habe der Kiosk zu gemacht.

Dann entfernte das Gartenamt die Bänke. Die Männer behalfen sich, trugen lose Bänke von der anderen Seite des Platzes herüber. Vor einigen Wochen wurden auch diese abtransportiert. Vom Gartenamt heißt es, die Bänke seien zur Restaurierung gebracht worden und sollen zeitnah wieder aufgestellt werden. Nietsch glaubt dieser Aussage nicht.

Oliver Ongaro, Streetworker für die Obdachlosenhilfe Fiftyfifty, wirft der Stadtverwaltung vor, sie wolle die Menschen bewusst vertreiben. „Die Stadt will es den Menschen hier absichtlich unbequem machen“, sagt er. Fiftyfifty hat jetzt drei neue Bänke neben dem alten Kiosk aufgestellt, um den Männern etwas Gemütlichkeit zu bieten. „Nimm dir deine Straße zurück“ steht auf einer davon. „Düsseldorf ist eine reiche Stadt, es ist einfach falsch, arme Menschen so zu behandeln“, sagt Ongaro. Denn Probleme machten die Männer, die dort ihr Bier trinken, nicht. „Im Gegenteil, man fühlt sich sicher“, sagt Anwohnerin Emma Schneider, die Nietsch und die anderen inzwischen gut kennt. „Wenn die Jungs nicht mehr wären, wird bald mit Drogen gehandelt“, sagt die Seniorin.