fiftyfifty und Diakonie fordern Wohnungen für Housing First

Das Projekt „Housing First“ soll Obdachlose von der Straße holen – fiftyfifty und Diakonie fordern nun politische Zusicherungen für Maßnahmen.

Dass die Lage auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt für Wohnungssuchende als katastrophal bezeichnet werden kann, ist wahrscheinlich jedem Düsseldorfer bekannt. Gestaltet sich die Suche nach einem Zuhause für Normalverdienende schon schwierig, wird es für Menschen aus gesellschaftlichen Randgruppen mit geringem Einkommen noch schwieriger. „Es ist in Düsseldorf fast unmöglich für Menschen, die chronisch Wohnungslos oder schon länger drogenabhängig sind, eine Wohnung zu finden“, sagt Hubert Ostendorf, Chef der Organisation Fiftyfifty. Mit dem Projekt „Housing First“ sollen Obdachlose dauerhaft in einer Mietwohnung untergebracht werden – gemeinsam mit der Düsseldorfer Diakonie hat der Verein nun ein Maßnahmenpaket formuliert, welches von der Politik umgesetzt werden soll.

„Die eigene Wohnung ist das Wichtigste“, sagt Projekt-Initiator Ostendorf, „sie ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben. Damit geht es für viele Menschen aufwärts.“ Das Projekt wird bei Fiftyfifty seit 2014 erprobt. Bisher habe man 52 Wohnungslose in 48 Wohneinheiten dauerhaft vermitteln können, heißt es seitens des sozialen Vereins. Auch bei der Diakonie hat man Erfahrungen mit dem Konzept – auch wenn das dort nicht unter dem Namen „Housing First“ firmiert. „Wir konnten bereits 104 Menschen dauerhaft in Wohnungen unterbringen“, so Diakoniepfarrer Thorsten Nolting.

Das Maßnahmenpaket umfasst mehrere Punkte: 50 Wohnungen sollen sofort zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen des Handlungskonzepts Wohnen sollen zudem bis auf weiteres fünf Prozent des geförderten Wohnungsanteils für Obdachlose bereitgestellt werden – wenigstens jedoch zehn Wohneinheiten pro Jahr. „Die Stadt muss ein festes Kontingent an Wohneinheiten für Obdachlose zusagen“, meint Grünen-Ratsfrau Antonia Frey. Denn man habe zwar bereits Gespräche mit fünf Genossenschaften geführt und so auch Wohnungen vermitteln können, „doch mittlerweile haben wir gar keine Wohnungsvermittlungen mehr“, sagt Frey.

Deshalb sollen bei Neubau oder Kernsanierungen von Wohnungen der Städtischen Wohnungsgesellschaft eine von zehn Wohneinheiten für Obdachlose vorgesehen werden. Ebenso sollen Wohnungslose beim derzeitigen Projekt „Wohnen für Alle“ berücksichtigt werden. Ziel ist es, den „rund 120 Wohnungslosen, die derzeit in Düsseldorf leben“, so Nolting, „dauerhaft einen Wohnraum zu vermitteln“. Auf lange Sicht will man dann auch den rund 1000 Menschen, die derzeit in städtischen Unterkünften leben, ein dauerhaftes Zuhause geben. „Damit könnte die Stadt dann auch die Kosten für die Einrichtungen reduzieren“, so Ostendorf.

Das Projekt ist aber auch deshalb so wichtig, weil die Zahl wohnungsloser Menschen in Zukunft noch deutlich steigen soll. „Gerade in stark wachsenden Städten wie Düsseldorf wird das schnell zu beobachten sein“, so Ratsfrau Antonia Frey. Derzeit gehe man in Prognosen für 2018 von 1,2 Millionen Wohnungslosen in ganz Deutschland aus – „vor drei Jahren waren es mit 500 000 Wohnungslosen noch weniger als die Hälfte“, sagt Hubert Ostendorf.

 

Das Recht auf ein Zuhause – ein Kommentar von Philipp Rose

Wenn man Obdachlose wirklich dauerhaft aus dem Stadtbild entfernen will, braucht es nicht mehr OSD-Mitarbeiter – sondern ein festes Kontingent an Wohnungen, die es auch den schwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft ermöglichen, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Die Wohnprojekte der Diakonie und Fiftyfifty zeigen, dass das möglich ist.

Jeder Düsseldorfer sollte sich am besten täglich die Frage stellen, in was für einer Stadt er eigentlich leben will. Wollen wir in einer Stadt leben, in der an gefühlt jeder Ecke ein Boutique-Hotel entsteht und in der für Geringverdienende kein Platz mehr ist? Oder wollen wir eine Stadt, die ihren Zweck erfüllt: Nämlich jedem ihrer Bürger ein vernünftiges Zuhause geben zu können.

https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-neue-konzepte-fuer-obdachlose_aid-24002873

https://www.evdus.de/nachrichten/diakonie-und-fiftyfifty-wollen-lobby-fuer-wohnungslose-in-duesseldorf-sein-5b5072de4ef64c000190a6a0/