In den letzten zweieinhalb Jahren haben wir nach dem Konzept „Housing First“ Wohnungen an 48 Menschen (!!!) vermietet, die schon bis zu 20 Jahren mit Unterbrechungen auf der Straße waren und überhaupt keine Chancen auf dem freien Wohnungsmarkt haben. Einer von ihnen ist Markus. Er hat sein von Elend geprägtes Leben auf der Straße mit Flaschensammeln und dem Verkauf von fiftyfifty gefristet. Fünf Mal, jeweils 18 bis 24 Monate - war er im stationär betreuten Wohnen, was insgesamt bei einem Tagessatz von ca. 90 Euro die Steuerzahler fast 300.000 Euro gekostet hat. Doch eine Wohnung hatte er am Ende immer noch nicht. Jetzt ist Markus wieder glücklich. Er lebt nun in einem Haus von fiftyfifty und hat nach fast zwei Jahrzehnten Arbeitslosigkeit sogar eine berufliche Reha-Maßnahme gestartet. Das letzte Weihnachten hat er zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren wieder bei seinen Eltern verbracht. „Ich bin so glücklich, wie schon sehr lange nicht mehr“, bekennt der ehemals Wohnungslose. Die Geschichten von Markus und den 47 Anderen sind ein grandioser Erfolg. Wir danken allen von Herzen, die uns dabei unterstützt haben.

Unsere Wohnungslosenhilfe fiftyfifty gibt es nun schon 22 Jahre. In 22 Jahren haben wir etwa 12 Millionen Zeitungen verkauft. Über 12 Millionen Mal wurde ein wenig Geld umverteilt. Und: Es gab über 12 Millionen Kontakte zwischen ausgegrenzten Menschen und anderen, denen es besser ging. Eine Welle der Solidarität entstand, bei der die Wohnungslosen nicht mehr Almosenempfänger sind, sondern Dienstleister, Kummerkasten, Berater … Mitmenschen. Nach und nach entstanden auch viele Hilfsprojekte. Denn mit den Erlösen aus dem Verkauf der fiftyfifty konnten und können wir, anders als viele vergleichbare Projekte, alle Kosten decken: Büromiete, Personal (außer für Sozialarbeit), Telefon usw. Der Apparat war (und ist) schlank, sodass wir alle Spenden, die wir bekamen (und bekommen) in Hilfsprojekte für Wohnungslose investieren konnten (und können).

Hier nur einige Beispiele: Zusammen mit der Diakonie haben wir das „Punker-Haus“ realisiert mit über 20 Appartements, vier Start-up-Wohnungen (vier weitere mit der Flüchtlingshilfe „Stay!“) sowie eine Mutter-Kind-Not-Wohnung.

Zusammen mit der franziskanischen Initiative „vision:teilen“ betreiben wir den Gute-Nacht-Bus für Wohnungslose. Außerdem haben wir die Tierhilfe „Underdog“ ins Leben gerufen, bei der Straßen-Vierbeiner tiermedizinisch behandelt und auf diese Weise enge sozialarbeiterische Bande zu Herrchen oder Frauchen hergestellt werden.

Mit „east west“ haben wir uns auf die Nöte von Armutsmigranten aus Osteuropa eingestellt. Jede Woche kommen etwa 150 Menschen aus ganz NRW, zumeist Roma, aus Rumänien, Bulgarien, Tschechien und Polen in unsere von Dolmetschern unterstützte Sprechstunde. Durch „east west“ ist es gelungen, die meisten Familien aus Osteuropa in Wohnungen zu bringen und mittlerweile fast alle auch in Arbeit (bei oft ergänzender Sozialhilfe), alle Kinder einzuschulen und einen Beitrag zum sozialen Frieden zu leisten.

Und nun also Housing First. Dabei geht es, anders als in der traditionellen Wohnungslosenhilfe, nicht darum, Wohnungslose über mehrere Stufen im Hilfesystem „wohnfähig“ zu machen, sondern direkt und unmittelbar in Wohnungen zu bringen. Eine Koppelung von Betreuungsvertrag und Mietvertrag, bei der die Wohnung nach Beendigung der Betreuung wieder verloren geht, gibt es dabei nicht. Kurz gesagt: Housing First ist ein Paradigmenwechsel in der Wohnungslosenhilfe. fiftyfifty hat mit dem Kauf und der Vermietung von 48 Wohneinheiten bewiesen, dass dieser Ansatz funktioniert, weil er menschenwürdiger und auch effizienter ist. So wollen wir auch eine Wirkung auf andere Träger und politische Entscheidungen entfalten – erste Gespräche mit der Stadt Düsseldorf zusammen mit der Diakonie und dem SKFM haben bereits stattgefunden. Das Magazin der Süddeutschen Zeitung hat einen großen Bericht geschrieben, in dem der führende Wissenschaftler auf diesem Gebiet unser neues Konzept ausführlich lobt. Außerdem werden wir über einen Wohnfonds zusammen mit dem Paritätischen NRW auch andere Träger in die Lage versetzen, Housing First umzusetzen. Indem wir bis zu 100 Wohneinheiten mit 20 % der Anschaffungskosten bei anderen Organisationen fördern, wollen wir beweisen, dass Housing First das gesamte Hilfesystem revolutionieren kann. Die Landesregierung NRW hat für notwendiges Personal und die Einrichtung einer Homepage für den Housing-First-Fonds eine Anschubfinanzierung über drei Jahre gewährt. Das Geld, das der Fonds benötigt, stammt aus einer zweckgebundenen Bildspende des Malers Gerhard Richter.

Im laufenden Jahr wollen wir bei fiftyfifty ein bereits erworbenes Haus renovieren und so 4 weitere Appartements und eine Wohnung für eine WG bereitstellen – für Menschen, die ansonsten keine Chance hätten, von der Straße wegzukommen. Das kostet ca. 100.000 Euro, davon haben wir die Zusage für eine 50prozentige Kostenübernahme durch eine Stiftung. Es fehlen also noch 50.000 Euro. 50.000 Euro, um sechs bis acht Menschen dauerhaft von der Straße zu holen. Aber alleine können wir das nicht schaffen, wir brauchen Unterstützung, Ihre Unterstützung.

Bitte spenden Sie unter dem Stichwort „Housing First“ auf unser Konto: Asphalt e.V./fiftyfifty, Postbank Essen, DE35 3601 0043 0539 6614 31. Denn jeder Mensch braucht ein Zuhause.