RP | 31. März 2018

Wohnprojekt in Düsseldorf Ehemals Wohnungslose sollen gehen

Mike hat die Abfindung genommen, weil er einfach raus wollte, wie er sagt. 1500 Euro hatten sie ihm erst geboten, wenn er sein Zimmer in der fünften Etage räumt, doch er schlug 1000 mehr raus. Das Geld hat er, im September geht er, "ich finde schon was Neues", sagt er und nimmt noch einen Schluck. Kein Problem für ihn sei das, in Düsseldorf ein Zimmer zu finden.

Mike ist einer von mindestens drei Bewohnern eines Hauses in der Lessingstraße 25, der inzwischen seine Wohnung verlassen hat. Einem anderen droht in Kürze die Zwangsräumung, nachdem er zwei Monatsmieten nicht gezahlt hat. Bei der Stadtverwaltung weiß man von einer Zwangsräumung zurzeit nichts. Normalerweise wird sie in einem solchen Fall vom Gericht informiert und dann tätig, um Obdachlosigkeit zu vermeiden.

Das Haus hat eine Vorgeschichte, gehörte es doch bis vor einem Jahr dem Sozialwerk der Armen Brüder des Heiligen Franziskus. Es bot Wohnungslosen eine neue Bleibe, holte sie von der Straße. Dies sollte auch nach dem Verkauf an einen Berliner Immobilienunternehmer so bleiben, wie der Jurist Dirk Buttler, der das Sozialwerk der Armen Brüder des Heiligen Franziskus wieder auf gesunde Füße gestellt hatte, damals versicherte.

Nach dem Verkauf fingen die Probleme an

Doch bereits kurz nach dem Verkauf haben die Querelen angefangen, sagt Julia von Linden von der Obdachlosenorganisation Fiftyfifty. "Es gab unberechtigte Mieterhöhungen, Streit mit dem Hausmeister, und die Mieter wurden unter Druck gesetzt", fügt sie hinzu. Fiftyfifty glaubt, dass genau das passiert, was die Organisation beim Verkauf des Hauses befürchtet hatte, und was für jeden hätte ersichtlich sein müssen: Das Haus wird entmietet, die ehemals Obdachlosen landen wieder auf der Straße.

Auch Ralf soll gehen. Er wohnt seit 2012 in der vierten Etage des Hauses. Auf seiner Etage sind die Toiletten und Waschräume seit Wochen mit Vorhängeschlössern versperrt. Für die Bewohner steht seitdem nur noch in der fünften Etage eine Toilette zur Verfügung. Dies sei mit Sanierungsmaßnahmen begründet worden, sagt Ralf, aber nichts sei passiert.

Auszug für 2500 Euro Abfindung

Stattdessen hat der neue Eigentümer des Hauses auch ihm einen Aufhebungsvertrag angeboten. Für 2500 Euro soll Ralf sein Zimmer aufgeben. Doch er will nicht unterschreiben, auch, weil ein anderer ehemaliger Bewohner des Hauses in einer psychiatrischen Anstalt gelandet sei, nachdem er das Haus verlassen hatte, wie er sagt. "Es gibt hier nur Verlierer", sagt Julia von Linden von Fiftyfifty. Sie wirft vor allem Dirk Buttler Versagen vor.

Der zeigte sich am Freitag von der Entwicklung überrascht. "Ich höre davon zum ersten Mal", sagt er unserer Redaktion. Als er das Wohnhaus an der Lessingstraße vor gut einem Jahr verkauft hatte und es massive Proteste von Fiftyfifty gab, hatte er im Gespräch mit unserer Redaktion versichert, die ehemaligen Obdachlosen könnten in dem Bau weiter leben. "Der Investor hat uns garantiert, dass er weder Luxussanierungen noch eine Veränderung der Mieterstruktur beabsichtigt", sagt Buttler damals.

Keine schriftliche Vereinbarung

Auf Nachfrage erklärt er telefonisch aus Portugal, dies habe ihm der Käufer damals zugesichert. Schriftlich vereinbart sei dies aber im Kaufvertrag aber nicht worden.

Gekauft hat das Haus damals die HSM 2. Grundstücksgesellschaft mit Sitz in Berlin. In der Hauptstadt wird Kaufmann Eytan Halfin auch als Geschäftsführer weiterer Unternehmen der Immobilienbranche geführt. Dies sei auch vor dem Verkauf ersichtlich gewesen, sagt Fiftyfifty. Gegenüber unserer Redaktion gab sich Halfin zugeknöpft. Zum Hausverkauf und der angeblich anstehenden Zwangsräumung sagte er lediglich: "Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen haben. Mehr sage ich nicht."